Zum Thema Salafismus in Deutschland hören Sie auch den Bericht unseres Korrespondenten Alexander Budde zum Prozessauftakt gegen den IS-Prediger Abu Walaa in Celle: Audio Player
Die nächste Generation Salafisten?
Sie sind Kinder von Salafisten oder IS-Rückkehrern - und für die Präventionsarbeit gegen islamistische Radikalisierung eine große Herausforderung, so Kaan Orhon von der Beratungsstelle "Hayat". Denn diese Kinder wüchsen in einer totalen ideologischen Blase auf.
Vor wenigen Wochen verbot das Sächsische Oberverwaltungsgericht den Betrieb eines salafistischen Kindergartens in Leipzig - und lenkte damit auch den Blick auf ein Problem, das bisher kaum im Blick war: Viele junge Salafisten in Deutschland haben Familien gegründet, auch manche IS-Kämpfer haben bei ihrer Rückkehr nach Deutschland Kinder dabei.
Diese Kinder wachsen in totalen ideologischen Blasen auf, beklagt Kaan Orhon von "Hayat", einer Beratungsstelle für islamistisch radikalisierte Jugendliche und deren Angehörige. "Das ist eine Herausforderung für die Zukunft für alle, seien es Behörden, seien es zivilgesellschaftliche Akteure, die sich mit dem Bereich Prävention und Deradikalisierung befassen", sagte der Islamwissenschaftler im Deutschlandfunk Kultur.
Nur begrenzte Eingriffsmöglichkeiten der Behörden
Besonders schwierig sind solche Fälle, da gerade das familiäre Umfeld bei der Deradikalisierung eine wichtige Rolle spielt. Wenn nun aber die Radikalisierung gewissermaßen aus Familie selbst kommt, sind die Handlungsmöglichkeiten beschränkt, wie Orhon betont. Insofern müsse man "bis zu einem gewissen Grad" damit leben, dass es so etwas in Deutschland gibt. Es sei denn, es ergeben sich Eingriffsmöglichkeiten durch den Staat.
In Zukunft wird es Gerichte beschäftigen, inwieweit eine Indoktrination in salafistisches Gedankengut eventuell eine Gefährdung des Kindeswohls darstellt", so Orhon. "In extremen Fällen können Behörden dann tätig werden, um die Kinder aus den Familien herauszuholen."
Allerdings seien die Hürden dafür in Deutschland sehr hoch: "So lange da keinerlei Gewalt im Spiel ist, weder gegen das Kind noch im Sinne einer terroristischen, extremistischen Indoktrination, Vorbereitung von Gewalt gegen andere, müssen wir uns tatsächlich damit abfinden, dass eine Generation von Kindern aufwachsen wird aus dieser Szene, die in diesem Gedankengut groß wird."
In diesem Fall müsse man warten, bis die Kinder in einem Alter seien, wo sie eigene Erfahrungen außerhalb der Familie machten. Dann könne man ihnen ein Angebot machen "im Sinne von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und einem anderen Islamverständnis".
(uko)