Tänzer Ismael Ivo

Die Gleichberechtigung des schwarzen Körpers

09:49 Minuten
Der Tänzer Ismael Ivo tanzt auf einer Theaterbühne.
Vorreiterrolle im Kampf für die Gleichberechtigung des schwarzen Körpers: der Tänzer Ismael Ivo bei einem Auftritt in Bozen (2009). © imago / Südtirolfoto
Johannes Odenthal im Gespräch mit Max Oppel |
Audio herunterladen
Ein neuer Bildband würdigt den 2021 verstorbenen brasilianischen Ausnahmetänzer und Choreografen Ismael Ivo. Herausgeber Johannes Odenthal über den Künstler und seine Kunst, die politischen Aktivismus und Avantgarde zusammenfügte.
Ismael Ivo war in den 1980er-Jahren nach Berlin gekommen. Dies sei eine Zeit gewesen, die von einer „unglaublichen Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten körperlichen Ausdrucks“ geprägt war, sagt Johannes Odenthal, Herausgeber des Bandes „Ismael Ivo. Ich glaube an den Körper“. Mit seinen „einzigartigen physischen Möglichkeiten“ sei der schwarze Künstler „eine sehr, sehr wichtige Stimme“ dieser Zeit geworden.

Bewusste Entscheidung für Deutschland

Für Deutschland habe sich der international arbeitende Künstler ganz bewusst entschieden. Ivo habe anknüpfen wollen an den deutschen experimentellen und freien Tanz der 20er- und 30er-Jahre, sagt Odenthal.
Der brasilianische Tänzer wurde mit den schwarzen Befreiungs- und Emanzipationsbewegungen seines Heimatlandes groß, berichtet der Herausgeber. Daher habe er „einen politischen Aspekt seiner Arbeit von Anfang an gesehen“. Auf der anderen Seite habe sich der Tänzer „radikal mit der Moderne auseinandergesetzt“. Laut Odenthal las Ivo unter anderem Avantgarde-Texte der Literatur und beschäftigte sich schon sehr früh mit Artaud, dem Urvater des experimentellen Theaters in Europa. Beide Seiten habe er in seiner Arbeit zusammengefügt, so Odenthal.

Ein humanistischer Ansatz  

Der Künstler habe dabei nie versucht, irgendwelche Grenzen zu ziehen – weder in einer kulturellen oder in einer Genderfrage, noch in Fragen der Homosexualität oder Hautfarbe. „Er war jemand, der immer versuchte, aus einem humanistischen Aspekt heraus eine künstlerische Arbeit fortzuschreiben.“
Für Odenthal hat Ismael Ivo eine Vorreiterrolle im Kampf für die Anerkennung, Emanzipation und Gleichberechtigung des schwarzen Körpers innerhalb einer Gesellschaft, die weiß dominiert ist. Er sei aber auch ein Vorbild für einen Weg „aus sehr einfachen Verhältnissen in eine Spitzenposition“.
(tmk)

Abonnieren Sie unseren Weekender-Newsletter!

Die wichtigsten Kulturdebatten und Empfehlungen der Woche, jeden Freitag direkt in Ihr E-Mail-Postfach.

Vielen Dank für Ihre Anmeldung!

Wir haben Ihnen eine E-Mail mit einem Bestätigungslink zugeschickt.

Falls Sie keine Bestätigungs-Mail für Ihre Registrierung in Ihrem Posteingang sehen, prüfen Sie bitte Ihren Spam-Ordner.

Willkommen zurück!

Sie sind bereits zu diesem Newsletter angemeldet.

Bitte überprüfen Sie Ihre E-Mail Adresse.
Bitte akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung.
Mehr zum Thema