Modell der EU für Juden und Moslems
In der Stadt Beit Jala sind sich israelische und palästinensische Aktivisten einig. Anstatt eine Ein-Staaten- oder Zwei-Staaten-Lösung zu fordern, schlagen sie ein anderes Modell vor: eine Konföderation.
Mit den Geheimtreffen in Beit Jala fing alles an. Beit Jala in der Nähe von Betlehem ist erreichbar sowohl von Juden als auch Palästinensern, die sich kaum noch über den Weg laufen können im streng nach A- B- und C-Zonen unterteilten Israel. Eliaz Cohen sorgte mit dafür, dass das gerade anders wird. Er ist Mitbegründer von mehreren Initiativen, die die Gräben überwinden will, die die Politik immer wieder schaufelt. Inzwischen hat er jede Menge Mitstreiter.
"Wir sind Tausende. Wir haben vor fünf Jahren begonnen, das waren Geheimtreffen während des Ramadan in Beit Jala, wir waren zehn auf jeder Seite."
"Wir sind Tausende. Wir haben vor fünf Jahren begonnen, das waren Geheimtreffen während des Ramadan in Beit Jala, wir waren zehn auf jeder Seite."
Unterstützung von einem Priester
Eliaz Cohen ist in Israel ein bekannter Poet, aber auch ein Siedler. Kein Hardliner. Vielmehr setzt er sich für eine nachhaltige politische Lösung des Dauerkonflikts ein. Dass er überhaupt Verbündete unter den Palästinensern fand, verdankte er einem Priester. Der fungierte als Vermittler zwischen Moslems und Juden, erinnern sich die, die mit Eliaz Cohen vor rund fünf Jahren dabei waren. Chaled Abu Awad und Scha’ul Judeman zum Beispiel.
Chaled: "Das ersten Treffen war nicht mit mir, sondern mit meinem Bruder Ali."
Eliaz: "Du warst hier!"
Chaled: "Am Ende jedenfalls gingen wir zum Tor unseres Bauernhofes hier. Und Ali gab Eliaz und Scha’ul den Schlüssel für das Tor. Er sagte, wenn ihr etwas braucht oder euch treffen wollt, tut es hier."
Diese erste Begegnung veränderte ihr Leben. Sie stellten überrascht fest, dass sie etwas sehr Wesentliches verbindet: dem jeweils anderen das Recht zuzugestehen, in diesem Land zu leben. Palästinenser hatten sie bislang nur ins Meer schicken wollen, dachten die einen. Die Juden sind nichts als Besatzer, dachten die anderen. Doch nun das:
"Das Land darf nicht geteilt werden. Wir alle gehören in dieses Land. Aus historischen Gründen. Ich bin gläubiger Moslem."
…erzählt Chaled Abu Awad, Mathematiker und Bruder von Ali, dem Mann mit dem Schlüssel.
"Ich weiß, dass das Judentum hier begonnen hat. Unser Vater Abraham stammt von hier, und seine Söhne Isaak und Jakob. Dann gingen sie nach Ägypten, von wo sie 400 Jahre später zurückkehrten. Das steht im Koran, in unserem heiligen Buch."
Chaled: "Das ersten Treffen war nicht mit mir, sondern mit meinem Bruder Ali."
Eliaz: "Du warst hier!"
Chaled: "Am Ende jedenfalls gingen wir zum Tor unseres Bauernhofes hier. Und Ali gab Eliaz und Scha’ul den Schlüssel für das Tor. Er sagte, wenn ihr etwas braucht oder euch treffen wollt, tut es hier."
Diese erste Begegnung veränderte ihr Leben. Sie stellten überrascht fest, dass sie etwas sehr Wesentliches verbindet: dem jeweils anderen das Recht zuzugestehen, in diesem Land zu leben. Palästinenser hatten sie bislang nur ins Meer schicken wollen, dachten die einen. Die Juden sind nichts als Besatzer, dachten die anderen. Doch nun das:
"Das Land darf nicht geteilt werden. Wir alle gehören in dieses Land. Aus historischen Gründen. Ich bin gläubiger Moslem."
…erzählt Chaled Abu Awad, Mathematiker und Bruder von Ali, dem Mann mit dem Schlüssel.
"Ich weiß, dass das Judentum hier begonnen hat. Unser Vater Abraham stammt von hier, und seine Söhne Isaak und Jakob. Dann gingen sie nach Ägypten, von wo sie 400 Jahre später zurückkehrten. Das steht im Koran, in unserem heiligen Buch."
Ein Bauernhof als Treffpunkt
Chaled und sein Bruder Ali stellen seit der ersten Zusammenkunft ihren Bauernhof als Treffpunkt von Juden und Palästinensern zur Verfügung. Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer sollen sich kennen – und verstehen lernen.
"Wir diskutieren immerzu, es finden Workshops statt und vieles andere. Das Wichtigste aber ist, dass wir von der anderen Seite den vollen Schutz genießen. Und damit meine ich nicht nur das Tor. Hier sagt niemand mehr: Du bist ein Okkupant, du gehörst hier nicht hin. Im Gegenteil, ich darf hier leben."
Einig sind sich alle darin, dass die Politiker auf beiden Seiten nichts lösen. Eliaz Cohen wirbt für ein neues Projekt: Zwei Staaten – ein Heimatland. Er ist also weder für eine Ein-Staaten-Lösung, noch für eine Zwei-Staaten-Lösung, sondern für eine dritte Option: die Konföderation.
"Wir diskutieren immerzu, es finden Workshops statt und vieles andere. Das Wichtigste aber ist, dass wir von der anderen Seite den vollen Schutz genießen. Und damit meine ich nicht nur das Tor. Hier sagt niemand mehr: Du bist ein Okkupant, du gehörst hier nicht hin. Im Gegenteil, ich darf hier leben."
Einig sind sich alle darin, dass die Politiker auf beiden Seiten nichts lösen. Eliaz Cohen wirbt für ein neues Projekt: Zwei Staaten – ein Heimatland. Er ist also weder für eine Ein-Staaten-Lösung, noch für eine Zwei-Staaten-Lösung, sondern für eine dritte Option: die Konföderation.
"Wir passen das Modell der Europäischen Union auf die Situation hier bei uns an: Die Siedler können dann wählen: An diesem Platz zu bleiben, weil er zu unserem Volk gehört, was die Palästinenser ja anerkennen. Aber dann müssen die Siedler wissen, dass sie israelische Residenten in Palästina werden, denn unser Modell sagt: Hier wird Palästina sein."
Leben wie Deutsche in Frankreich oder umgekehrt. Viele halten Eliaz Cohens Idee für utopisch. Denen erwidert er, dass auch Theodor Herzl, der Wiener Journalist, der den Zionismus erfunden hat, ein Utopist, ja sogar Prophet war, aber heute würden die Juden wieder in Israel leben. Der hauptberufliche Poet Cohen straft seine Kritiker Lügen, die sagen, sein Vorschlag finde keine Unterstützer. Er hat sie – auf jüdischer wie auf arabischer Seite und alles sei besser als eine dritte Intifada, sagt er. Aber dafür brauche man Hoffnung. Selbst Faten Mukarker überlegt, bei Eliaz, Scha‘ul und Chaled vorbeizuschauen. Die christliche Palästinenserin hat allen Grund, auf die Juden sauer zu sein, verläuft doch Israels monströse Mauer mitten durch ihren Obstgarten.
"Die Soldaten kommen mit Baggern und dann sind wir alle hier hoch gekommen, die ganze Großfamilie. Und der Mann im Bagger – ich habe ihn erkannt und auf ihn gespuckt: Schämst du dich nicht, ihnen zu helfen unsere Bäume auszureißen? Er sagte: Gibst du mir Brot für meine neun Kinder? Wenn ich gehe, werden sie nur einen anderen holen."
Doch Faten Mukarker sagt auch, nur Verständigung ist eine Lösung. Hier an der Kreuzung in Gush Etzion haben palästinensische Attentäter 2015 Juden, die auf den Bus warteten, mit Messern attackiert und vier getötet. Inzwischen werden die Haltestellen von bewaffneten Soldaten bewacht.
"300 Meter von der Kreuzung entfernt kann man Alternativen zu dieser Gewalt kennenlernen. Zum einen das Zentrum ´Roots`, Wurzeln, das ein Gemeinschaftsprojekt von Palästinensern und Siedlern ist. Und das Projekt ´Tahir`, das heißt Wandel, und umfasst eine nationale palästinensische Bewegung für gewaltlosen Widerstand."
"Wir können den Muezzin hören"
Eliaz Cohen muss die Kreuzung Gush Etzion überqueren, um in seine Siedlung Kfar Etzion zu gelangen. Ein idyllischer Fleck auf einem Gipfel, umgeben von zwölf palästinensischen Dörfern, in denen er heute so viele Freunde hat. In Beit Umar zum Beispiel, wo Chaled wohnt.
"Wir können den Muezzin von Beit Umar hören. Beit Umar hat 22.000 Einwohner. Dort sind die Berge von Hebron, die höchsten in Judäa, mehr als 1000 Meter hoch. Diese Orte hier ringsherum empfinden wir nicht als Bedrohung, sie gehören einfach zu diesem Platz. Aber eine Zukunft kann es nur zusammen geben, wenn man nicht mehr versucht, uns voneinander zu trennen."
"Wir können den Muezzin von Beit Umar hören. Beit Umar hat 22.000 Einwohner. Dort sind die Berge von Hebron, die höchsten in Judäa, mehr als 1000 Meter hoch. Diese Orte hier ringsherum empfinden wir nicht als Bedrohung, sie gehören einfach zu diesem Platz. Aber eine Zukunft kann es nur zusammen geben, wenn man nicht mehr versucht, uns voneinander zu trennen."