Israel

"Riesiges Mitleid mit der Bevölkerung von Gaza"

Ralph Lewinsohn (r.) im Kibbuz Kfar Aza
Ralph Lewinsohn (r.) im Kibbuz Kfar Aza © Maria Litwa / bpb
Moderation: Liane von Billerbeck |
Ralph Lewinsohn lebt im Kibbuz Kfar Azza an der Grenze zum Gaza-Streifen - und seit einigen Wochen mitten im Krieg. Die Lage sei in den letzten Wochen unerträglich geworden, sagt er. "Es gibt kein Leben mehr."
Jeden Tag gebe es mehrere Male Raketenalarm, erzählt Lewinsohn. Dann habe man genau 15 Sekunden, um in den Schutzkeller zu gelangen. "Und wenn es keinen Raketenalarm gibt, dann gibt es Mörserangriffe, wo es keinen Alarm gibt, also wir leben praktisch seit vier Wochen im Bunker."
Die Kinder habe man längst evakuiert, insgesamt seien nur noch zehn Prozent der Bevölkerung im Kibbuz. "Alle Geschäfte sind zu, der Zug kommt nicht mehr zu uns, die Post kommt nicht mehr zu uns."
Man habe nichts gegen die Bewohner von Gaza, betonte Lewinsohn. "Wir haben riesiges Mitleid mit der Bevölkerung von Gaza". Diese hätten "ein ganz schlimmes Leben, schon seit zehn Jahren". Schuld an der Lage hat Lewinsohn zufolge die Regierung des Gaza-Streifens: Diese baue anstelle von Häusern und Schulen "Terrortunnel" und Raketen und missbrauche die eigene Bevölkerung als Schutzschild gegen israelische Raketenangriffe.
Wegzuziehen kommt für Ralph Lewinsohn trotz der täglichen Bedrohung nicht in Betracht. "Wenn ich mich zurückziehe von der Grenze zu Gaza, dann sind wir alle innerhalb von zwei Jahren in Tel Aviv, und dann bleibt uns nur noch das Meer. Wir sagen in Israel: Wer Optimist ist, lernt Persisch. Und wer Pessimist ist, lernt zu schwimmen."
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