Hoffen auf Staatspräsident Mattarella
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Italien macht Urlaub - und Innenminister Salvini nutzt die Zeit für Wählerstimmenfang, um Ministerpräsident zu werden. Die Kulturszene sei schockiert, sie werde von Salvini verhöhnt, sagt Museumsdirektorin Maria Gazzetti. Viele hofften auf den Staatspräsidenten.
Italien hat etliche Regierungskrisen erlebt. Einige Zeitungsmacher haben die Nase voll und schreiben, die gegenwärtige Krise sei die "verrückteste der Welt". Innenminister Matteo Salvini hat die Koalition seiner Partei Lega mit der Fünf-Sterne-Bewegung platzen lassen. Er, der bei Wahlen die Lega von vier auf 17 Prozent bringen konnte, will Regierungschef werden und wirbt derzeit an Mittelmeerstränden für sich – mit Rosenkranz oder Bierflasche, je nach Situation.
Was denken die Kulturschaffenden über die Situation? Viele von ihnen zählen sich zum linken oder linksliberalen Lager.
"Die Kulturschaffenden sind entsetzt", sagt Maria Gazzetti, Direktorin des Museums Casa di Goethe in Rom. "Sie haben im Moment leider keine politische Relevanz. Salvini hat es geschafft, die Kultur zu verhöhnen." Wann immer jemand aus der Kulturszene zur Solidarität für Europa, für offene Häfen aufrufe, bekomme er von Salvini zu hören: "Ihr seid jetzt am Meer in euren Villen - was leider zum Teil stimmt - und dann sagt er: Ihr könnt ja die Migranten holen. Also - es gibt auch eine Krise der Idee von Europa und der Idee von Humanität."
Hoffen auf die Demokratie - und Mattarella
Es sei sehr bedenklich, dass Salvini es innerhalb eines Jahres geschafft habe, den Koalitionspartner, die Fünf-Sterne-Bewegung, zu vernichten, resümiert Gazzetti.
Die Menschen in Italien hofften auf eine Lösung: Das rechte Lager hoffe auf Salvini als Retter. "Und die Kulturschaffenden - die Linken, die Liberalen - hoffen auf die parlamentarische Demokratie - aber vor allem auf den einen Mann: Mattarella - auf unseren Staatspräsidenten", betonte Maria Gazzetti. Mattarella genieße viel Vertrauen. Doch nun warte eine schwere Aufgabe auf ihn. "Es wird Neuwahlen geben - die Frage ist nur, wann."
(mkn/abr)