Neujahrsgruß der Verteidigungsministerin
Deutschlands Verteidigungsministerin Christine Lambrecht steht nicht das erste Mal im Sturm der Kritik. © picture alliance / dpa / Kay Nietfeld
"So etwas ist schädigend für das Amt"
10:47 Minuten
Mit einem privaten Neujahrsgruß löst Verteidigungsministerin Christine Lambrecht erneut einen Sturm der Kritik aus. Sie habe damit das Amt beschädigt und ihre Besetzung infrage gestellt, kritisieren die Journalisten Jagoda Marinic und Stephan Detjen.
Mit einer privat aufgenommenen Neujahrsansprache löst die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht erneut Kritik an ihrer Person aus. In dem Clip, den die SPD-Politikerin auf ihrem privaten Instagram-Kanal teilt, steht sie inmitten von zündenden Raketen und explodierenden Böllern an einer belebten Berliner Kreuzung und richtet sich an die Bürgerinnen und Bürger.
Lambrecht spricht über die Herausforderungen, vor die das Jahr 2022 die Menschen gestellt habe. Doch nicht nur die Kulisse, die die Ministerin für ihre Ansprache wählt, löst Kritik aus, sondern vor allem ihre Worte. "Mitten in Europa tobt ein Krieg", leitet sie ein. "Und damit verbunden waren für mich ganz viele besondere Eindrücke, die ich gewinnen konnte. Viele Begegnungen mit interessanten, mit tollen Menschen", so Lambrecht weiter.
Die Kulturjournalistin Jogoda Marinić äußert Unverständnis: "Ich verstehe wirklich nicht, wie sie auf die Idee kam, sich dort hinzustellen." Sie wirft Lambrecht Zynismus vor, wenn sie vom Krieg in der Ukraine und zugleich ihren privaten Glücksmomenten erzählt. Gerade als Verteidigungsministerin werde Lambrecht beobachtet und diese Szene zeuge "von einer solchen Unbeholfenheit", so Marinić weiter.
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Auf Distanz zur eigenen Chefin
Auch der Politikjournalist Stephan Detjen findet deutliche Worte der Kritik darüber, "wie unglaublich schlecht dieses Video in seiner Qualität und Machart ist". Der Deutschlandradio-Korrespondent spricht von einem "bizarren Kontrast" und einem weiteren Puzzleteil der Skandalchronik in Lambrechts Amtszeit. "Es geht inzwischen auch wirklich in eine politische Dimension hinein."
Detjen beschreibt, wie das Verteidigungsministerium inzwischen auf Distanz zur Ministerin gehe und die Privatheit des Videos betone. Für den Journalisten stehe die Frage im Raum, ob solch ein Privatclip vom Ministeramt überhaupt trennbar sei.
Für Lambrecht ist es nicht der erste Fehltritt dieser Art. Im Mai 2022 stand die Ministerin in der Kritik, nachdem ihr Sohn ein Foto von sich aus dem Osterurlaub in einem Hubschrauber der Bundesregierung auf Instagram gepostet hatte. Nun sei die Ministerin erneut in "schwerem Fahrwasser", so Detjen.
Möglicher Schaden für das Amt
Marinić wirft die Frage auf, wie "ministrabel" Lambrecht sei und sieht eine große Unsicherheit bei der SPD-Politikerin in Bezug auf ihre politische Kommunikation. "So etwas löst bei der Bevölkerung Misstrauen aus und ist schädigend für das Amt", sagt sie. Sie wirft ihr gar Empathielosigkeit vor: Wenn Politiker Ämter inne haben, "gehen sie die Pflicht ein, solche großen Feiertage mit einer Sprache anzugehen, die den Dimensionen des Gesagten würdig ist." Einen Verweis auf die Privatheit des Videos weist die Kolumnistin zurück, da sich die Ansprache um Themen ihres Amtes drehe, begründet sie.
Auch Detjen sieht einen mangelnden Lerneffekt bei Lambrecht. Zwar beklagt er eine zunehmende Inszenierung von Politikerinnen und Politikern in den sozialen Medien, sieht bei der Verteidigungsministerin allerdings fehlendes professionellem Verständnis für die Plattformen, wie es etwa Annalena Baerbock oder Robert Habeck (beide Grüne) zeigen würden.
Er prognostiziert in den kommenden Monaten eine Kabinettsumbildung und erklärt, dass die Diskussion um Lambrecht mit dieser Aktion erneut Fahrtwind aufgenommen habe.
(lsc)