Besser als ihr Ruf
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Verspätete Züge, verärgerte Kunden: Die Deutsche Bahn macht meist negative Schlagzeilen. Sie habe vor allem ein Managementproblem, sagt Christian Böttger. Doch der Verkehrsökonom nimmt den Konzern auch in Schutz.
Heute legt die Deutsche Bahn ihre Bilanz des Geschäftsjahres 2018 vor. Unabhängig von allen Zahlen: Über das Unternehmen zu schimpfen, ist Alltag - oft genug mit gutem Grund. Tatsächlich ist der Konzern nach Ansicht des Bahnexperten Christian Böttger aber besser als sein Ruf: "Die Bahn wird ein bisschen unfair behandelt. Sie mache vieles richtig. So sei das Online-Buchungs- und Informationstool sogar weltweit das Beste.
"Bei all den Problemen, die die Bahn hat, muss man auch die Kirche im Dorf lassen. Öffentlichen Verkehr zu organisieren, ist eben nicht ganz leicht. Und wir haben sehr hohe Erwartungen an die Bahn - die hat die Bahn nicht immer erfüllt in den letzten Jahren. Aber es ist trotzdem ein gutes Unternehmen. Und wenn man es international vergleicht, muss man sagen, dass die Bahn nicht fundamental schlechter da steht als andere Bahnen."
Zurückgehaltene Investitionen sorgen für Unpünktlichkeit
Dennoch: Der Verkehrsökonom betont, dass vor allem im Fernverkehr ein Pünktlichkeitsproblem bestehe. Das hat nach Darstellung Böttgers mehrere Gründe, unter anderem zurückgehaltene Investitionen im Zusammenhang mit dem Börsengang vor zehn Jahren.
Böttger, der an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin lehrt, erkennt aber vor allem ein Managementproblem: Innerhalb der Deutschen Bahn würden offenbar die Prozesse nicht funktionieren.
"Es ist kein Problem der Marktordnung, wenn die Leute von DB Netz nicht mit den Leuten von DB Cargor reden, sondern da muss sich das Management darum kümmern."
(bth)