Die Entdeckung der Langsamkeit
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Vom Vergnügen, sich Zeit zu lassen – und seinen Träumen zu folgen: Erich ist sich ganz sicher, dass vor Küste von Grönland ein versunkenes Wikingerschiff auf ihn wartet. Er lässt dreißig Jahre vergehen, bevor er an Ort und Stelle nachschaut
Alle haben Stress. Woran liegt es? Ist der Vollmond schuld? Werden wir älter? Oder ist es der Endspurt zum Jahresende, der pünktlich nach dem Ende der Sommerferien eingesetzt hat und im September zum ersten Mal so richtig Fahrt aufnimmt? Moderatorin Sonja Koppitz hat ihre Freundin Miriam Junge mit ins Studio gebracht – und beide haben das Gefühl, gerade am Limit zu sein.
Auch außerhalb der Arbeit: Familie, Freundschaft, Beziehungen, selbst das kann im Alltag zum Stressfaktor werden. "Selbst mit einer Freundin zu telefonieren, ist mir im Moment zu viel", sagt Miriam. Und hat sie deswegen ein schlecht Gewissen?" "Ich freue mich eher, wenn ich eine Verabredung absagen kann – und Zeit für mich selbst auf dem Sofa habe", sagt Miriam. Damit liegt sie im Trend. Stichwort: "Jomo". Die "Joy of Missing Out", zu Deutsch: das Vergnügen, etwas zu verpassen, wird online und offline gerade als Antwort auf den Alltagsstress angepriesen - und als Gegenmittel zur grassierenden "Fear of Missing Out".
"Es sah halt aus wie ein Schiff"
Also: Einfach mal ein paar Dinge auslassen! Oder es einfach langsam angehen lassen. Erich zum Beispiel hatte im Alter von 21 Jahren einen ziemlich eindrucksvollen Traum: von einem Wikingerschiff, das vor Hunderten von Jahren vor der Diskoinsel bei Grönland im Eismeer versunken sein soll. Er schlägt die Stelle im Atlas nach, doch mehr passiert nicht. 30 Jahre lang denkt Erich nicht mehr an den Traum. Er führt ein langweiliges Berufsleben, erst als Drucker, später als Pförtner bei einer Firma in Leverkusen.
Doch dann passiert es. Er lernt Carol kennen, eine Frau, die ihn darin bestärkt, sein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Und nachdem Erich seinen Job als Pförtner gekündigt hat, kommt ihm der Traum von dem Wikingerschiff wieder in den Sinn. Einen Atlas muss er jetzt nicht noch einmal bemühen: Erich sucht das Meer vor Grönland auf Satellitenbildern bei Google Earth ab – und entdeckt vor der Küste der Diskoinsel tatsächlich einen Schatten im Wasser: "Man konnte gut heranzoomen. Es sah halt aus wie ein Schiff."
Kurz vor dem Ziel Pause machen
Erich beginnt zu recherchieren und plant eine Expedition nach Grönland. Doch wird er finden, was es sucht? Marc Bädorf hat Erich bis an den Polarkreis begleitet und erzählt in "Plus Eins" die Geschichte von einem Mann, der seinem Leben eine neue Wendung gibt, indem er einem Traum folgt. Und es ist Geschichte von einem Mann, der sich Zeit lässt – und selbst dann, als er nur noch ein paar Schritte von Ziel entfernt ist, erst einmal Pause macht.