Diversität und ländliche Gebiete
Bei ihrer Jahrespressekonferenz stellte die Kulturstiftung des Bundes die Projekte vor, die sie 2018 fördern will. Dabei steht die Digitalisierung von Kulturinstitutionen und die Anbindung des ländlichen Gebietes im Vordergrund.
Manchmal, freut sich Hortensia Völckers, Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, folgt die Politik auch mal den Vorgaben der Kultur. Laut Koalitionsvertrag will die neue große Koalition Kulturprojekte künftig stärker im ländlichen Raum fördern. Machen wir schon längst, sagt Völckers, und zwar mit ihrem vor vier Jahren initiierten Modellprojekt TRAFO – auf das sich die GroKo ausdrücklich als Modell bezieht. "Nicht alles spielt sich in der Stadt ab, wir wissen, 60 Prozent der Bürgerinnen und Bürger leben in kleinen Städten oder im ländlichen Gebiet, und deshalb haben wir schon vor ein paar Jahren angefangen, uns zu kümmern um Regionen, in denen der demografische Wandel harte Spuren hinterlassen hat", so Völckers.
Die große Koalition will Projekte im ländlichen Raum fördern
In vier Regionen – Südniedersachen, dem Saarland, der Schwäbischen Alb und am Oderbruch – hat die Bundeskulturstiftung systematisch Kulturinstitutionen gefördert und in ihrer Arbeit unterstützt. "Meistens kleine Stadtmuseen, Musikschulen, etliche kleine Stadtbibliotheken, was es da so gibt, wenn man durch die Lande fährt, die im Moment nicht leben und nicht sterben sozusagen. Und wir sind der Meinung, dass die Politik vor Ort vielleicht nicht immer die richtige Wertschätzung von diesen Institutionen und die Wichtigkeit von einem kulturellen und Bildungsangebot realisiert hat."
Stadtbibliotheken werden zu kommunikativen Zentren
Auf ihrer Jahrespressekonferenz stellte die Kulturstiftung des Bundes ihre aktuellen Projekte für 2018 vor. Mit 38 Millionen Euro Etat im Jahr sei sie nur ein kleiner Player, erklärte Völckers, aber die Bandbreite der Programme und Projekte ist groß. Die zehnte Berlin Biennale gehört ebenso dazu wie das Bauhaus-Jubiläum oder das internationale Musikfellowship-Programm "Be Beethoven 2020". Das Modellprojekt TRAFO für ländliche Regionen soll durch einen neuen Fonds für Stadtbibliotheken ergänzt werden, denn diese, so Völckers, müssten in den Stadtgesellschaften zunehmend eine Rolle als kommunikatives Zentrum einnehmen. "Stadtbibliotheken, haben früher eher Bücher ausgeliehen, heute verwandeln sie sich in etwas, was man dritte Orte nennt, das sind Orte wo sich die Stadtgesellschaft begegnet, wo Räume entstehen müssen, die das möglich machen. Also das heißt, die Stadtbibliotheken müssen umgebaut werden, da müssen Plätze sein für Internet, damit die Jungen arbeiten können, andere Zeitung lesen, da sind Vorträge und so weiter und so fort."
Den Anforderungen der Zukunft gerecht werden
Überhaupt zielten viele der aktuellen Programme darauf ab, die Kulturinstitutionen dabei zu unterstützen, sich so zu verändern, dass sie Anforderungen der Zukunft standhalten könnten. Und das heiße, so Voelckers, sie müssten "transparenter, kritikfähiger, partizipativer, durchlässiger, diverser" werden. In diesem Jahr werde es ein großes Programm zur Digitalisierung von Institutionen geben – Transformationen, die nicht beim Bereitstellen von Rechnern und W-Lan aufhörten, betonte Völckers. Gefördert würden zudem Ethnologische Museen in Hamburg, Stuttgart und Leipzig mit je einer Million Euro – um Wege zu finden, wie mit dem Thema Kolonialismus in der Sammlungspräsentation umgegangen werden soll. "Diese Häuser hatten große Abteilungen einfach geschlossen, weil sie der Meinung waren, so kann man es eigentlich nicht mehr machen, und die begleiten wir in den nächsten drei Jahren, um diese verschiedenen Themen zu behandeln, und ja, ich bin gespannt, wie sie das lösen können."
Ein besonderes Herzensprojekt für das Jahr 2018 nannte Hortensia Völckers zum Schluss: Der Aufbau des digitalen RomArchive, in dem europaweit die künstlerische und kulturelle Produktion der Sinti und Roma – Tanz und Musik, Literatur und Kunst - aus der Vergangenheit bis heute zusammengetragen und präsentiert werden soll.
"Was toll ist, dass da eine Wissensquelle entsteht, die vielleicht zum ersten Mal Gegengeschichten erzählt, Gegennarrative zu den vielen Vorurteilen, der Stigmatisierung und der Stereotypen, die wir über diese größte Minderheit in Europa hören." Das Archiv, dessen Aufbau von der Bundeskulturstiftung gefördert wird, soll Ende des Jahres online gehen.