Jakob Augstein: "Strömung"
Aufbau-Verlag 2021
301 Seiten, 22 Euro
Romanautor Jakob Augstein
Literarisch sei er vor allem von seiner Mutter, der Übersetzerin Maria Carlsson beeinflusst, sagt Augstein. © imago images / Manfred Segerer
"Ich glaube nicht, dass ich in den Journalismus zurückgehen werde"
07:18 Minuten
Neugierde auf die Wirklichkeit habe ihn zur Belletristik geführt, sagt der Publizist Jakob Augstein über sein Debüt als Romanautor. Mit dem Journalismus soll für ihn jetzt Schluss sein. "Ich glaube, dass ich eine Weggabelung hinter mir habe."
Mit „Strömung“ hat der Journalist und Publizist Jakob Augstein jetzt seinen ersten Roman vorgelegt. Die Geschichte über die Sinn- und Lebenskrise eines liberalen Spitzenpolitikers soll nicht sein letztes Buch bleiben – im Gegenteil:
„Ich glaube nicht, dass ich zurückgehen werde“, sagt Augstein mit Blick auf den Journalismus. "Ich glaube, dass ich da jetzt eine Weggabelung in meinem Leben hinter mir habe. Wohin mich das führt? Mal gucken, keine Ahnung. Ich hoffe, es klappt.“
Journalismus limitiert beim Zugriff auf die Wirklichkeit
Seinen Weg zur Belletristik sieht der Verleger und Chefredakteur des "Freitag" als notwendigen Schritt einer Entwicklung, die er bei sich schon lange beobachte:
„Ich finde, dass Journalismus, so toll und so wichtig er ist, doch limitiert ist beim Zugriff auf die Wirklichkeit, denn das muss auch alles wirklich so passiert sein, was man da schreibt."
Aber das, was passiert, beschreibe nicht immer am besten, wie die Dinge eigentlich seien, findet der Publizist.
"Ich glaube, für mich war es so, dass die Sehnsucht und die Neugierde auf Wirklichkeit mich dazu geführt haben, das in der Literatur zu versuchen.“
"Meine Mutter ist für mich literarisch viel interessanter"
Angesichts seiner Herkunft – Augstein ist der leibliche Sohn des Schriftstellers Martin Walser – ist Augsteins Hinwendung zur Literatur vielleicht kein überraschender Schritt. Allerdings sieht er sich dabei weniger von diesem als von seiner Mutter, der Übersetzerin Maria Carlsson, beeinflusst:
"Meine Mutter ist für mich literarisch viel interessanter, wenn ich jetzt nach Vorbildern oder Wurzeln suche."
Vor allem, was Sprache angeht, sieht er ihren Einfluss: „Weil sie als Übersetzerin uns, als wir Kinder waren, am Frühstückstisch immer schon gepestert hat mit irgendwelchen Übersetzungsbeispielen und Fragen nach Vokabeln und Worten und Satzkonstruktionen", so Augstein.
"Das war, worüber bei uns immer geredet wurde, teilweise auch bis zu einem Punkt, wo es einem echt auf die Nerven ging."
Er finde es insofern interessant, wenn er jetzt nach seinen Vätern als literarischem Einfluss gefragt werde: "Das patriarchalische Element scheint doch noch sehr dominant zu sein."
(uko)