Jamie Oliver: Genial gesund
Superfood for Family and Friends
Dorling Kindersley Verlag, 2016
288 Seiten, 24,95 Euro
"Coole Kniffe für freudlose Gerichte"
"Genial gesund" heißt das neueste Kochbuch des britischen Koch-Stars Jamie Oliver, das es schnell wieder auf die Bestseller-Listen geschafft hat. Wir haben einen Experten um ein Urteil gebeten: Unserem Kollegen Roman Schukies, der in einem früheren Leben Koch in Sterne-Restaurants war, ist leider nicht das Wasser im Mund zusammengelaufen.
Bei Jamie Oliver ist immer alles "super", "genial" und "perfekt". Seit 2002 hat er alleine in dieser Kochbuchreihe 18 Bücher veröffentlicht. Und das ist schon der dritte Band mit dem Wort "genial" im Titel. Sehr oft geht es um Rezepte für das "beste", "schnellste" oder "köstlichste" Gericht. Diesmal will er vor allem "gesund" sein.
Der neue Band versteht sich als Leitfaden für gestresste Großstadtfamilien. Die neun Kapitel führen durch den ganzen Tag - vom Frühstück über Salate bis zur Vorratshaltung.
Smoothies, Reis-Suppe, Rosenkohlsalat
Und sind die Rezepte und Ideen tatsächlich "genial"? Die Rezepte von Oliver waren früher oft sehr sinnlich und haben Spaß gemacht. Da war Kochen sexy. Jetzt scheint "genial" nur noch "gesund" zu bedeuten. Ich finde das etwas enttäuschend: Frühstücks-Smoothies, Reis-Suppe, Rosenkohlsalat – das ist nicht besonders sexy.
Jamie Oliver pimpt diese Rezepte zwar mit coolen Kniffen auf: zur Reissuppe gibt es zum Beispiel Haselnuss-Parmesan-Cracker zur Reissuppe. Aber man merkt dem Buch zu deutlich seinen Auftrag an, dass alles gesund sein soll. Unter jedem Rezept stehen die Nährwertangaben, kein Gericht hat mehr als 600 Kalorien, alle Mahlzeiten sind fettarm, dazu gibt es jede Menge Obst und Gemüse. Und einen Theorieteil mit teils banalen Tipps.
Vitamin K
Hier und da kann man dann aber doch noch etwas lernen. Dass zum Beispiel Vitamin K (aus grünem Gemüse wie Brokkoli, Spinat, Kohl) gut für das Knochengerüst ist. Aber ganz ehrlich: Das verändert mein Leben nicht.
Rezepte in einem guten Kochbuch "sprechen" mit mir. Entweder verstehe ich, was der Koch will, oder nicht. Wenn mich ein Rezept anspricht, habe ich sofort ein Bild im Kopf und den Geschmack auf der Zunge. Man merkt guten Rezepten an, dass sie von Herzen kommen.
Das ist hier auch so - allerdings ist mir beim Lesen nicht das Wasser im Munde zusammengelaufen, wie das bei früheren Kochbüchern von Oliver oft der Fall war.