Jamie Oliver und Co.

Was die Briten am liebsten lesen

Der britische Starkoch Jamie Oliver und der Sänger Sting; Aufnahme vom September 2003
Der britische Starkoch Jamie Oliver und der Sänger Sting: Olivers Kochbuch "comfort food" ist schon seit 15 Wochen in den Top 10 mit bislang mehr als über 170.000 verkauften Exemplaren. © AFP / JOHN STILLWELL
Von Jochen Spengler |
Ein Kochbuch und eine Churchill-Biografie stehen derzeit bei den Briten hoch in Kurs. Jamie Olivers "comfort food" findet sich ebenso in der Top Ten der meistverkauften Bücher wie "The Churchill Factor", verfasst vom Londoner Bürgermeister Boris Johnson.
Auch bei den Briten erfreuen sich die Kochrezepte ihres Eigengewächses Jamie Oliver großer Beliebtheit, hat er doch erheblich dazu beigetragen, dass das Essen heute nahezu überall auf der Insel genießbar ist.
Deswegen verzeihen die britischen Amateurköche ihrem Multi-Vermarktungstalent sogar, dass ihm die revolutionären Ideen allmählich ausgehen. Sein neuestes Werk mit Namen "comfort food" ist schon seit 15 Wochen in den Top 10 mit bislang mehr als über 170.000 verkauften Exemplaren.
Immer gefragt im United Kingdom: Auto-Biografien. Ob nun die der Trainerlegende Sir Alex Ferguson, der Friedensnobelpreisträgerin Malala, des Monty Pythons John Cleese, des Motorradrennfahrers Guy Martin oder der an Krebs verstorbenen Schauspielerin Lynda Bellingham.
Erstaunlich aber ist, dass sich im Zeitalter der Politiker-Verachtung, viele für das Buch "This Boy" von Alan Johnson interessieren, einem Parlamentsabgeordneten der Labour Partei, der aus der Arbeiterklasse stammt und in bitterer Armut aufwuchs.
Eine Kindheit in den Slums von Westlondon
Alan Johnson ist 64 Jahre alt. Er kämpfte sich aus der Armut heraus, wurde Postbote, Gewerkschaftschef und Innenminister. Seine Leistungen, sein Anstand und sein Humor haben ihm Respekt aus allen politischen Lagern eingebracht. Sein Buch handelt von seiner Kindheit in den Slums von Westlondon und ist als Taschenbuch seit 22 Wochen in den Top Ten.
Ein anderer Johnson ist im kommenden Jahr auch auf Deutsch erhältlich: die intelligente Churchill-Biografie von Boris Johnson. Der Bürgermeister von London, Tory und ein kaum weniger exentrischer und gebildeter Querdenker wie der große Staatsmann, hat anlässlich Churchills im Januar bevorstehenden 50. Todestags auf 416 Seiten eine lesenswerte Liebeserklärung verfasst, auch wegen Churchills Gabe, die Sprache kurz und originell zu verdichten
Erst seit sechs Wochen ist "The Churchill Factor" in der Bestsellerliste, hat aber schon über 50.000 Käufer gefunden.
Mit weit über einer Million Exemplaren ist der in Großbritannien mit Abstand meistverkaufte Paperback- Roman in diesem Jahr "Gone Girl" von der Amerikanerin Gillian Flynn. Der 500-Seiten-Thriller, schon 2012 erschienen und mit Ben Affleck verfilmt, war jede Woche in den Top Ten.
Das schaffte Pulitzer-Preisträgerin Donna Tartt nicht ganz – aber auch The Goldfinch – 800 Seiten dick und von den Kritikern hoch gelobt, verkauft sich gut. Beide Romane gehören in ihrer E-Book-Ausgabe laut Untersuchung der Times übrigens zu jenen Werken, bei denen fast die Hälfte der Leser lange vor Romanende aufgibt.
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