Jan Böhmermann kritisiert Jürgen Kaube

"Eine gute Provokation"

06:29 Minuten
Porträtaufnahme Jan Böhmermann, TV-Entertainer, der mit erhobenem Zeigefinger spricht.
Im Clinch mit der FAZ: der TV-Moderator, Podcaster und Satiriker Jan Böhmermann. © picture alliance/Matthias Balk/dpa
Jagoda Marinić im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 11.09.2020
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Der Satiriker Jan Böhmermann behauptet in einem Offenen Brief, die FAS habe ein Interview mit ihm kurz vor Druck aus dem Blatt genommen. Die Aktion stelle Fragen nach der Macht der Medien, meint die Autorin Jagoda Marinić.
Mit einem auf Twitter veröffentlichten Offenen Brief kritisiert Jan Böhmermann Jürgen Kaube, einen der Herausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). Ein Interview mit dem Satiriker sei demnach wenige Stunden vor Druck aus der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) vom 6. September entfernt worden. Böhmermann wirft Kaube vor, seine Mitarbeiter persönlich angewiesen zu haben, das Gespräch nicht zu veröffentlichen. Auf Anfrage von Deutschlandfunk Kultur teilte das Blatt mit, redaktionelle Entscheidungen nicht zu kommentieren.
Böhmermann veröffentlichte das Interview eigenhändig auf Twitter in über 70 aufeinander folgenden Tweets. Stand 11. September 2020 folgen 2,1 Million Nutzer dem Twitteraccount des TV-Moderators.

"Herausgeber vom alten Schlag"

Unser Studiogast, die Autorin und Kolumnistin Jagoda Marinić, kann diesem "Showdown" zwischen Jan Böhmermann und der Zeitung durchaus etwas abgewinnen. Böhmermanns Aktion sei eine "gute Provokation".
Plötzlich sei da jemand, der sich selbst eine Anhängerschaft aufgebaut habe und damit gegen "einen Herausgeber von altem Schlag und altem Verständnis der Welt" auftreten könne, so Marinić.

Medienschaffende und Medienmächtige

Der Konflikt zwischen Böhmermann und der FAZ werfe Marinić zufolge viele Fragen auf, die über Medienschaffende und "Medienmächtige" nachdenken lasse: "Was ist das für ein Verständnis von Herausgeberschaft? Was ist das für ein Respekt gegenüber der Autonomie der eigenen Redakteure? Was ist das für ein Auftreten? Wie wird das dem Autor kommuniziert?"
Kaube sei als Herausgeber eine Führungskraft. Sollte Böhmermanns Darstellung des Sachverhalts zutreffen, zeige sie einen "komischen Umgang" mit den eigenen Mitarbeitern und insbesondere auch der neuen Feuilletonchefin, Julia Encke.
(huc)

Hören Sie hier die ganze Sendung mit Jagoda Marinić:
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