Angriff auf den Erfindungsgeist der Klatschpresse
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Mit "Freizeit Magazin Royale" war Jan Böhmermann am Wochenende im Regal zwischen den Klatschblättern vertreten. Mats Schönauer vom Medienblog "Übermedien" war an der Produktion beteiligt und erklärt, warum er die Regenbogenpresse für gefährlich hält.
"Phillipp Welte – Horrordiagnose Krebs", darunter klein gedruckt: "Oder ist er Jungfrau oder Steinbock?". Außerdem: "Verlegerkönig Hubert Burda – Wie er mit Intrigen, Inzucht und Inkontinenz Millionen machte": Auf diese Überschriften stieß man am Wochenende beim Blick ins Zeitschriftenregal. Der Satiriker und Moderator Jan Böhmermann hatte ein Heft mit dem Titel "Freizeit Magazin Royale" zwischen die Klatschpresse geschmuggelt. Entstanden sind das Heft und das flankierende "ZDF Magazin Royale" in Zusammenarbeit mit der Redaktion des Medienblogs "Übermedien".
Manche Leser vertrauen der Klatschpresse
Mats Schönauer von "Übermedien" hält den Einfluss der sogenannten Regenbogenpresse für nicht trivial. Es gebe noch ganz viele Menschen, die glauben, was in diesen Heften stehe.
"Ich finde gefährlich, dass hier die Grenze zwischen Fakt und Fiktion verwischt wird", sagt Schönauer und nennt als jüngstes Beispiel die Berichterstattung zum Tod von Prinz Philip.
"Ich habe einige Reportagen gelesen, die so geschrieben waren, als hätten die Redakteure quasi mit am Sterbebett gesessen. Wo detailliert geschildert wurde, was er in seinen letzten Minuten gemacht hat, gesagt hat, wie die Queen sich verhalten hat. Und das war ganz klar so aufgeschrieben, als wäre es echt passiert", berichtet der Journalist.
"Nun habe ich aber in drei verschiedenen Zeitschriften drei verschiedene Szenarien gelesen, das heißt mindestens zwei müssen ja schon mal erfunden worden sein."
Verletzung journalistischer Mindeststandards
In diesen Zeitschriften würden regelmäßig und konsequent journalistische Mindeststandards verletzt, was Jan Böhmermann in seiner Sendung auch gezeigt habe.
In der Fernsehsendung "ZDF Magazin Royale" wurde der Medienanwalt Christian Schertz zitiert, der davon ausgeht, dass unwahre Behauptungen im Vorfeld mit einberechnet würden. "Also ich gehe auch davon aus, Beweise haben wir dafür erst mal nicht", sagt Schönauer dazu. "Woran wir das gut erkennen können, ist, dass die Prominenten, die dafür bekannt sind, dagegen vorzugehen – Helene Fischer oder Günther Jauch –, dass die vorsichtiger angefasst werden." Diese Artikel seien so formuliert, dass sie wenig juristische Angriffsfläche böten.
(cwu)