Verschwörungstheorien
Bau einer Straßenblockade in Kiew: Putin habe keine andere Wahl als die Ukraine anzugreifen, glauben auch im Westen manche Menschen. © Diego Herrera/EUROPA PRESS/dpa
Warum Querdenker Putins Krieg verteidigen
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Auch in Deutschland gibt es Unterstützung für Putins Krieg: Einige Impfgegner und Querdenker rechtfertigen den Angriff auf die Ukraine. Der Politikwissenschaftler Jan Rathje sagt, dahinter stecken dieselben Verschwörungsvorstellungen.
Nach Ansicht des Politikwissenschaftlers Jan Rathje ist es durchaus erklärbar, dass ausgerechnet einige Impfgegner und Querdenker den Krieg Russlands gegen die Ukraine rechtfertigen. Verschwörungsideologische Gruppierungen würden sich in ihren Bestrebungen gegen die „offizielle Darstellung“ richten, so der Experte für Verschwörungstheorien. Da sich der Westen nun global gesehen eher auf die Seite der Ukraine schlage, würden nun auf einmal russische Informationen als diejenigen erscheinen, die gegen diese offizielle Darstellung stehen.
Eine Macht zieht im Hintergrund die Fäden
Laut Rathje einigen die verschiedenen verschwörungsideologischen Milieus aber auch bestimmte Verschwörungsvorstellungen. Demnach ziehe eine Macht im Hintergrund die Fäden. Meist werde diese Macht mit den USA oder Gruppierungen in Verbindung gesetzt, die hinter allem stecken sollen, was man als negativ wahrnehme. Laut Rathje gibt es „natürlich reelle Momente“, an die diese Vorstellung anknüpfen könne, „aber auch vollkommen irrationale“.
Im Ukraine-Krieg sei die angenommene Macht im Hintergrund meist die USA, es würden sich aber auch kleine Gruppierungen auf die Erzählung einlassen, dass Putin Teil einer größeren Weltverschwörung“ sei. Demnach sei der Krieg ein Signal für den Ausbruch eines Dritten Weltkrieges oder der Einrichtung einer neuen Weltordnung. Das Gleiche sei den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie unterstellt worden.
Putin habe keine andere Wahl
Rathje betont, dass Russlandverteidiger nicht einfach „ganz platt pro Putin“ seien. Vielmehr werde das Ganze in „ein größeres Bild eingeordnet“. Putins Handeln werde legitimiert, indem man sage, „der Westen, die NATO, die USA oder die Verschwörung, die hinter dem Westen zu stehen scheint, habe Putin so lange provoziert, bis er keine andere Wahl mehr gehabt hat, als diesen Krieg wieder aufflammen zu lassen.“
Kritiker werden angefeindet
Wer sich innerhalb der Milieus gegen Russlands Krieg ausspricht, wird „vor allem angefeindet“, hat der Wissenschaftler beobachtet. Ein sehr prominentes Beispiel sei der Kanal reitschuster.de um den ehemaligen Focus-Journalisten Boris Reitschuster. Dieser habe „die größte Reichweite im deutschsprachigen verschwörungsideologischen Telegram-Raum“.
Reitschuster, der jahrelang in Russland gelebt und mehrere Bücher gegen die Politik Putins veröffentlich habe, habe sich entsprechend auf der Seite der Ukraine positioniert. Er werden dafür „massiv mit Hass konfrontiert“. Dem Journalisten werde unterstellt, dass er ein agent provocateur sei; so sei seit Beginn des Angriffskriegs Ende Februar seine Reichweite eingebrochen. Rathje weiß: Das verschwörungsideologische Milieu möchte, dass alle an einem Strang ziehen, dass man immer geeint ist und sich nicht spalten lässt.
(tmk)