Jan Speckenbach über seinen Film "Freiheit"

Eine Frau fängt neu an

Die Hebamme Marit Richter geht am Dienstag (03.05.2011) in Harsum bei Hildesheim zu einer Nachuntersuchung bei einem Neugeborenen. Zwischen drei und vier Frauen betreut Richter im Monat.
Ein paar Sachen packen und einfach aus dem Leben anderer verschwinden: Die Heldin in Jan Speckenbachs Film "Freiheit" verlässt ihre Familie ohne Abschied. © picture alliance / dpa / Caroline Seidel
Moderation: Patrick Wellinski |
"Freiheit" des deutschen Regisseurs Jan Speckenbach ist im Wettbewerb des Filmfestivals von Locarno vertreten. Der Film erzählt die Geschichte von Nora, die ihre Familie verlässt. Im Gespräch erzählt der Filmemacher, was Freiheit für ihn bedeutet.
Nora (Johanna Wokalek) verlässt von einem Tag auf den anderen ihren Ehemann Philipp und die zwei Kinder. Ohne Abschied, ohne Erklärung geht sie auf Reisen, um ihre Freiheit zu finden.
Auf der Suche nach sich selbst reist sie nach Wien und Bratislava, während ihr Mann sich mit den zwei Kindern neu organisieren muss. "Freiheit" – so der Titel des Films von Jan Speckenback – lief jetzt im Wettbewerb des Filmfestivals von Locarno.

Auch die Geschichte des Mannes ist wichtig

Er habe anfangs gar nicht das Gefühl gehabt, dass Noras Geschichte unbedingt ein Film über Freiheit sei, sagt Regisseur Jan Speckenbach. Das habe sich erst allmählich so ergeben. Nora finde ihre Freiheit nicht – das gelinge so gut wie niemandem, geschweige denn, überhaupt eine treffende Definition von Freiheit zu finden.
Wichtig sei ihm gewesen, auch die Geschichte des verlassenen Ehemanns und seinen Alltag mit den Kindern zu zeigen. Das zweispurige Erzählen sei "eine große Herausforderung" gewesen – es sei nicht so einfach neben Noras Geschichte auch das Interesse des Zuschauers an Philipps Alltag wach zu halten.
Zum Begriff der Freiheit sagt Jan Speckenbach:
"Wir leben in Zeiten, in denen wir schon sehr bereitwillig Freiheiten abgeben, die noch vor wenigen Jahren ein absolutes Tabu waren. Jetzt wird gerade die Gesichtserkennung diskutiert – das sind Sachen, da hätten sich meine Eltern die Haare gerauft, bei solchen Ideen. Das ist wie Science Fiction, das durchlaufen wir und das wird auch alles umgesetzt. Wir brauchen eigentlich gar nicht mehr darüber zu diskutieren."
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