Jan Weiler: "Im Reich der Pubertiere"

Bissige Einblicke in das Leben mit zwei Teenagern

Der Journalist und Buchautor Jan Weiler während einer Lesung
Jan Weiler hatte mit "Das Pubertier" so großen Erfolg, dass er nun mit "Im Reich der Pubertiere" nachgelegt hat. © dpa/ picture-alliance/ Horst Galuschka
Von Gesa Ufer |
Der Sohn ist plötzlich muffig, die Tochter nur noch zickig: Jan Weiler schildert in "Im Reich der Pubertiere" höchst vergnüglich den Alltag mit seinem Teenager-Nachwuchs. In der Hörbuch-Fassung, dem Mitschnitt einer Lesung, kommt Weilers Humor besonders gut rüber.
Alles begann mit EINEM Pubertier, seiner Tochter, und das war schon anstrengend genug. Inzwischen ist noch ein zweites Exemplar dieser Gattung nachgewachsen:
"Mein Sohn Nick, wie gesagt, 13, wobei seine Füße sind 18. Das ist sehr bemerkenswert. Also, wenn sich das nicht zurechtruckelt, dann ist mein Sohn ein Hobbit."
Tochter Carla ist inzwischen 16 Jahre alt und damit noch längst nicht aus dem Gröbsten raus:
"Das war früher ein sehr, sehr nettes kleines Mädchen. Bis zu ihrer Verwandlung - in das unglaubliche, unfassbare, ungeheuerliche Pubertier. Und seit dem sie sich verändert hat, ist mein Leben nicht mehr wie es vorher war."
Ein Vater von zwei Teenagern versteht die Welt nicht mehr
Zuhause wird nur noch gemurrt und gemäkelt. Die eigene Brut: wahlweise maulfaul oder hysterisch. Dabei stellt der Versuchsleiter deutliche Geschlechterunterschiede fest:
"Bei Mädchen lässt sich die Pubertät in den drei Hauptverrichtungen zusammenfassen: schimpfen, feiern, chatten. Bei Jungs gibt´s auch drei Charakteristika. Aber das sind ganz andere: nämlich schweigen, zocken und eitern...na, und stinken. Wobei es bei eitern und stinken einen Zusammenhang gibt, glaub ich."
So drastisch-eklig geht es in Weilers Beschreibungen in "Im Reich der Pubertiere" nur selten zu. Ernsthaft fies oder sarkastisch schreibt Jan Weiler nie über seine Pubertiere und wahrscheinlich ist das der Grund dafür, dass seine Kinder im wahren Leben- wie Jan Weiler in Interviews immer wieder beteuert, nie ernsthaft böse sind, als Vorlage für die Geschichten des Vaters herhalten zu müssen.
Eine große Stärke des sonst eher zahmen Weiler´schen Humors besteht in der Fähigkeit, sich selbst gleich mit auf die Schippe zu nehmen:
"Das Schlimmste zu Hause ist aber: Die ärgern mich immer, weil sie immer behaupten, ich würde schlecht hören. Eine absolute Frechheit, und deshalb hab ich zwei Spitznamen. Sie nennen mich "Opa", oder sie nennen mich zu Hause "Christiane Schmidt". Das ist eine Verballhornung von 'Kriechst ja nichts mit'."
Jan Weilers Ton bleibt stets warm und versöhnlich
Die Lachsalven des Publikums sprechen für sich: Jan Weiler ist ein begnadeter Vorleser seiner eigenen Texte. Und er erinnert - auch stimmlich - an seinen ebenfalls erfolgreichen Kolumnisten-Kollegen Axel Hacke.
Weilers Ton bleibt stets warm und versöhnlich, so als gehe er fest davon aus, dass in ein paar Jahren eben doch noch ein Schmetterling aus dem Berg von dreckiger Wäsche, altem Geschirr und leeren Joghurtbechern schlüpfen werde. Das Hirn der Sprösslinge, da ist er sich sicher, bleibt nur vorübergehend wegen Umbaus geschlossen.
Und so liegt in diesem Trost auch das Hauptverdienst dieser Geschichten: Denn jeder, wirklich jeder, der zu Hause ein Pubertier sein eigen nennt, erkennt Ähnlichkeiten. Auch zu sich selbst. Nur dass sich hier - allein des Abstands wegen - befreit über all diese Macken lachen lässt.

Jan Weiler: "Im Reich der Pubertiere"
Hörverlag 2016
2 CDs, Laufzeit 103 Minuten, 14,99 Euro

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