Eine Klangmalerin am Saxophon
Jane Ira Bloom gehört zu den Musikerinnen, die in den 70er-Jahren den Frauen im Jazz zum Durchbruch verholfen haben. In ihrem Spiel und ihren Kompositionen betont die vielfach ausgezeichnete Saxophonistin das Prozesshafte - heute wird sie 60 Jahre alt.
Musik "What she wanted"
"Ich kann durch die Musik und das Saxophon das ausdrücken, was ich mit Worten nicht sagen kann, insbesondere wenn es um Gedanken oder Gefühle geht. Vor allem wenn ich Balladen spiele, zu denen es auch noch Liedtexte gibt, findet da eine Übertragung statt zwischen dem, was diese Songs bedeuten und der Form, wie ich das in Atmung, Klang und Technik auf dem Instrument übersetze. Es ist eine Verwandlung. Besser kann ich es nicht erklären. Es ist irgendwie mysteriös."
Seit gut 50 Jahren spielt Jane Ira Bloom nun schon das Sopransaxophon und hat auf ihm eine unverwechselbare Stimmfarbe entwickelt, einen einzigartigen Klang und große Virtuosität. Das sehen auch die Jazzkritiker in den USA so und haben ihr schon sechsmal den Jahrespreis für das beste Sopransaxophonspiel verliehen. Die Liste der Auszeichnungen ist lang und umfasst berühmte Stipendien wie den Guggenheim Förderpreis für Komposition. Sogar ein neues Jazzfestival für Musikerinnen in New York trägt ihren Namen und schließlich gibt es einen Astroiden, der ihr zu Ehren von der Internationalen Astronautischen Union "6083janeirabloom" benannt wurde.
1977 bereits mit 22 Jahren direkt nach ihrem Musikstudium in Boston stürzte sie sich in erste eigene Projekte.
"Selbst eigene Musik zu schreiben, zu spielen und aufzunehmen lag mir gleich von Anfang meiner professionellen Karriere an am Herzen. Das war für mich insofern eine unkonventionelle Reise, da ich nicht viele Jahre bei älteren Musikern in die Lehre gegangen bin. Ich habe meine Karriere als Solistin begonnen, die selbst produziert und komponiert hat und aufgetreten ist."
Musik: "Waiting for Daylight"
Jane Ira Bloom gehörte Ende der 70er-Jahre mit ihrem Mann, dem Pianisten Fred Hersch zu einem Künstler- und Musikerkreis in New Heaven im Bundesstaat Connecticut, der alternative Formen des Jazz erprobte, neue Wege des Vertriebs und der Produktion wählte, weil die etablierte Musikgeschäft an ihnen kein Interesse hatte. So gründete sie 1976 ihr eigenes Plattenlabel Outline Music, auf dem sie bis heute immer wieder eigene Projekte veröffentlicht, obwohl sie inzwischen so etaliert und prominent ist, dass auch andere Label Platten von ihr veröffentlicht haben.
Multimediale Projekte
Schon damals begann sie an multimedialen Projekten mitzuwirken. Sie hat seitdem Musik für Fernseh- und Spielfilme geschrieben, mit Theater- und Tanzgruppen zusammengearbeitet sowie mit Malern, Comiczeichnern, Cartoonisten. Sie lässt sich von allen Künsten inspirieren:
"Ich interessiere mich für die Welt der Ideen. Ich denke zweifelsohne interdisziplinär. Ich denke bisweilen visuell, manchmal auch plastisch und durch diese Welt außerhalb der Musik bekomme ich eine Menge Anstöße für meine Fantasie. Das reicht von Jackson Pollacks Malerei bis zur Rennfahrerin Shirley Muldowney. Man weiß aber nie, woher gute Ideen kommen. Ich lasse meine Fantasie herumströmen, sodass sie mein Schreiben und mein Denken beeinflussen kann."
Für ihr jüngstes Album "Sixteen Sunsets" hat sie sich vom Great American Songbook inspirieren lassen, also jener Liedersammlung, die alle Amerikaner kennen. Es ist erstaunlich, wie viele Jazzmusiker, vor allem wenn sie älter werden, immer wieder darauf zurückkommen. Und da ist die Sopransaxophonistin keine Ausnahme:
"Das ist keine Musik, die ich erlernen muss. Die steckt mir einfach in den Knochen. Und im Verlaufe der Zeit habe ich herausgefunden, dass meine eigene Musik und die melodischen Richtungen der Standards des American Songbook Standards eng miteinander verbunden sind. Sie beeinflussen sich gegenseitig."
Musik: "But not for me"
"But not for me" von George Gershwin gehört zweifelsohne zu jenen Standards, die alle kennen. Allerdings klingen Jane Ira Blooms Interpretationen immer nach Jane Ira Bloom. Sie drückt ihnen in bester Jazztradition ihren Stempel, ihren Klang auf. Ihr Spiel hat sich im Laufe der Jahre allerdings geändert. Sie lässt sich heute mehr Zeit, setzt ihre Noten sparsamer, auch wenn sie weiterhin gerne improvisiert. Sie hat heute das Gefühl, dass das Sopransaxophon zu einem Teil von ihr geworden ist.
"Je länger man ein Instrument spielt, desto stärker wird es ein Teil von einem, sodass, wenn man spielt und sich ganz großartig fühlt, es so erscheint, als wenn das Instrument verschwinden würde. Je mehr Erfahrungen ich sammle, desto weniger bin ich mir des tatsächlichen Spiels auf dem Instrument bewusst. Da kommt so ein Gefühl auf, dass da nichts zwischen dem, was in mir drin ist und was aus dem Instrument heraus kommt, ist. Und genau da möchte ich hinkommen."
Musik: "Gershwin's Skyline"
Musik: "Ice Dancing"