Musikalischer Rausch mit Tschaikowskis "Pique Dame"
Für den Dirigenten Mariss Jansons ist Tschaikowskis "Pique Dame" die schönste Oper des Komponisten. Regisseur Hans Neuenfels sieht darin ein großes Stück über die Liebe. Die Inszenierung in Salzburg überzeugt dennoch nur musikalisch.
Die tragische Liebesgeschichte zwischen dem Offizier Hermann und Lisa, die mit dem Fürsten Jelezki verlobt ist, steht im Mittelpunkt der Salzburger Neuproduktion von Tschaikowskis "Pique Dame". Der Regisseur Hans Neuenfels hat sich von Christian Schmidt dafür einen schwarz gekachelten, klaustrophobischen Bühnenraum bauen lassen.
Lieblose, erstarrte Gesellschaft in schwarz
Auch die skurril historisierenden Kostüme von Reinhard von der Thannen sind schwarz - Sinnbild einer lieblosen, erstarrten Gesellschaft, die ein Skelett in großer Robe als Zarin verehrt. Nur die gedrillten Kinder tragen hellgrau, ihre Ammen schaukeln übergroße Reifröcke.
Aus dieser Gesellschaft sticht Brandon Jovanovich als von seinen Emotionen getriebener Hermann durch eine rote Uniform hervor. Er ist ein Außenseiter, dem seine spielenden Kumpels - rohe Kerle in dicken Pelzmänteln – die fixe Idee von den drei immer gewinnenden Karten der alten Gräfin ins Ohr setzen.
Expressive Ausleuchtung der Partitur
Hanna Schwarz gibt ihr eine überraschend jugendliche Gestalt im grünen Cocktailkleid. Die Schlüsselszene im zweiten Akt, die Nauenfels voller Zärtlichkeit inszeniert, wird zur stärksten des Abends. Auch weil endlich der schwarze Raum durch ein grellweißes Krankenzimmer ersetzt wird.
Musikalisch ist die Salzburger Inszenierung dank Jansons’ hochdynamischer, expressiver Ausleuchtung der Partitur ein Tschaikowski-Rausch. Unter den lustvoll aufspielenden Wiener Philharmonikern und dem Premierendruck müssen die Solisten alles geben, und so entäußert sich auch Evgenia Muraveva als mädchenhafte Lisa, die für Hermann alles aufgibt und verliert.
Ihr Verlobter Fürst Jelezki singt die schönste Arie des Abends: Igor Golovatenko kann mit seinem sonoren Bariton all die Schönheit und Kraft eines Liebenden hörbar machen.
Opulente Chorszenen und witzige Einfälle
Trotz der opulenten Chorszenen und vieler - auch witziger - Einfälle bleibt die Produktion szenisch aber starr in ihrem schwarz-weißen Bühnenkonzept, und das um sein Glück kämpfende Liebespaar geht auf der Riesenbühne unter. Der Strudel, in den beide geraten, fehlt, auch wenn Hermann am Schluss eindrucksvoll vom grünen Spieltisch verschluckt wird. Das Premierenpublikum war dennoch glücklich und bejubelte alle Beteiligten.