Nachhaltigkeit in der Edo-Zeit
Der Blick in die Vergangenheit, ins Japan der sogenannten Edo-Zeit, könnte vielleicht für die Zukunft helfen. Der „postfossile Themenpark“ der „Floating University“ in Berlin will das genauer ergründen. © Getty Images / Sepia Times / Universal Images Gro
Leben wie im alten Japan?
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![Zeichnung aus Japan um 1830, also aus den letzten Jahren der Edo-Zeit. Zeichnung aus Japan um 1830, also aus den letzten Jahren der Edo-Zeit.](https://bilder.deutschlandfunk.de/7c/db/42/30/7cdb4230-f9d9-400c-820d-77f8ede85a75/japan-edo-zeit-100-1920x1080.jpg)
Japan lebte rund 250 Jahre abgeschottet und war trotz knapper Ressourcen eine Gesellschaft mit hohem Lebensstandard. Was man daraus für unsere Zukunft lernen kann, erkundet jetzt in Berlin der „postfossile Themenpark“.
Die 20er-Jahre dieses Jahrhunderts werden wegweisend dafür sein, was der Mensch aus der Klimakrise macht, sagen Klimaexpertinnen und Wissenschaftler.
Immer mehr Menschen machen sich deshalb Gedanken über Nachhaltigkeitsstrategien und dabei hilft vielleicht auch ein Blick ins alte Japan – konkret in die Edo-Zeit. Sie ist benannt nach der Stadt Edo, dem heutigen Tokio, und dauerte von Anfang des 17. bis Ende des 19. Jahrhunderts.
Das Kunst- und Bildungszentrum „Floating University“ in Berlin veranstaltet nun mehrere Tage lang einen "postfossilen Themenpark", auf dem 20 Künstler:innen die Nachhaltigkeitsstrategien dieser Zeit ins Heute übersetzen.
Es wurde nur verbraucht, was auch da war
Das Besondere an der Epoche ist, dass die japanische Gesellschaft 250 Jahre lang bis 1868 völlig abgeschlossen gelebt hat, sagt Aljoscha Begrich, der den Themenpark mit organisiert. Es sind nur Ressourcen verbraucht worden, die zur Verfügung standen, trotzdem gab es einen hohen Lebensstandard. So könnte manches davon doch auch für die heutige Gesellschaft als Vorlage dienen.
„Sie hatten sehr wenig Holz. Und dann wurde festgelegt, es darf nur jeder so viel Holz verbrauchen, wie er selber aus dem Wald schleppen kann. Es durfte nicht gefällt, sondern nur gesammelt werden und musste dann selber getragen werden. Es heißt, es war wirklich radikal begrenzt.“
Als Suhsi erfunden wurde
Mit diesem Holz wurden dann nicht etwa Räume geheizt, sagt Aljoscha Begrich, sondern damit wurde Feuer gemacht, an dem sich die Menschen aufwärmten. Dabei ist man auch auf die Idee gekommen, einmal in der Woche Reis zu kochen und ansonsten kalten Fisch zu essen: Und „zack“ war Sushi erfunden.
Mit der Themenwoche wolle man die Menschen zum Nachdenken bewegen und den „Fokus auf eine bestimmte Denkweise lenken“, sagt Aljoscha Begrich.
„Unser Problem ist nicht das fehlende Wissen. Wir wissen alle, was auf uns zukommt. Wir wissen alle, dass dieser Lebensstandard nicht gehalten werden kann. Wir trauen uns nicht, es auszusprechen. Und selbst die, die sich trauen, es auszusprechen, dass man eben reduzieren muss, wissen nicht, wie man das ins Handeln bekommt.“
Ist eine lebenswerte Zukunft ohne Verzicht und Minimalismus also gar nicht möglich? Aljoscha Begrich meint dazu, die Idee, dass immer mehr Besitz und Konsum Freiheit bedeuten, auch nur eine „ideologische Konstruktion“ ist. So wurde im Mittelalter von Franz von Assisi beispielsweise „Askese auch immer mit Freiheit gleichgesetzt“.
Mehr Askese mit Performances, Workshops, Sauna, Bar und einer Spielhalle gibt es vom 14. bis 23. Oktober an den Thementagen „Reedocate me! Ein postfossiler Themenpark“ in Berlin.