In der Münchner Pinakothek der Moderne ist bis zum 4. März 2018 eine Einzelschau des Fotografen Nobuyoshi Araki zu sehen.
„Die Bombe des Untergrunds“

Gegen Krieg, Konsum und Kapitalismus. Auch ästhetisch stellten die Fotografen der japanischen Zeitschrift „Provoke“ 1968 alles auf den Kopf, was bis dahin galt. Nur ihre Motive waren den Revoluzzern dabei reichlich egal.
"Die Bombe des Untergrunds" nannte der bekannte japanische Fotograf Nobuyoshi Araki die Zeitschrift "Provoke". Mit ihrer zornigen Bildsprache stellten die "Provoke"-Fotografen in nur drei Ausgaben in den Jahren 1967/68 wirklich alles auf den Kopf, was bis dahin galt. "Das ist eine sehr dynamische, experimentierfreudige Ästhetik", erklärt Lena Fritsch, Kuratorin am Ashmolean Museum in Oxford und Expertin für japanische Fotografie. "Die Fotografien sind sehr verschwommen, grobkörnig, dunkel."
Dabei seien die Motive häufig gar nicht wichtig, fügt Fritsch hinzu. "Moriyama Daido – einem der wichtigsten ‚Provoke‘-Fotografen – ist es völlig egal, ob er nächtliche Szene in Tokio fotografiert oder Demonstrationen oder ob es ein Fernsehbildschirm ist oder eine Fotografie, die schon jemand anders aufgenommen hat. Diese Herangehensweise zeigt sehr schön, wie man sich davon (vom fotojournalistischen und fotorealistschen Ansatz, der in der Fünfziger Jahren angesagt war,) lösen wollte. Wie man eine neue fotografische Sprache schaffen wollte."

"Labyrinth + Monochrome": Fotografien von Daido Moriyama bei den 44. Rencontres d'Arles.© EPA/SEBASTIEN NOGIER
Anders als ihre Vorgänger seien die "Provoke"-Fotografen auch nicht mehr so kritisch mit den USA. Moriyama Daido etwa sei großer Fan von Andy Warhol und William Klein, dem Fotografen. Er zeige auch ganz neutral amerikanische Produkte wie Cola-Flaschen.
Japan habe bereits vor dem Zweiten Weltkrieg eine große Fotografieszene gehabt, erklärt Fritsch. "Und die wurde nachdem Krieg immer größer. Das wurde getragen von der Fotoindustrie. Es gab sehr viele Amateurfotografen, Fotomagazine, Fotovereine und auch viele Fotogalerien. Anfang der sechziger Jahre hat Japan Deutschland in der Fotoindustrie eingeholt und wurde weltweit zum größten Produzenten von Kameras und Fotofilmen."

Paris Photo fair at the Grand Palais© EPA
Wie oft in der Kunstgeschichte hätten Zeitgenossen die Arbeiten der "Provoke"-Leute jedoch zunächst nicht verstanden. Erst in den achtziger Jahren habe man langsam erkannt, wie unheimlich wichtig die Bewegung für die japanische Fotografie war, sagt Fritsch.