Der Verlust ist riesig. Er war eine große Inspiration für nachfolgende Jazzgenerationen; eine große Autorität, ein Innovator. Mit ihm geht nun einer der letzten Großen seiner Generation .
Zum Tod von Wayne Shorter
Der Jazzmusiker Wayne Shorter verstarb am 2. März 2023. © Getty Images / The Washington Post / Marvin Joseph
Der Pionier am Saxofon
Er war Teil des legendären Miles Davis Quintett und der Jazz Messengers. Zugleich erreichte er mit seiner eigenen Band Weather Report ein Millionenpublikum. Jetzt ist Ausnahme-Saxofonist Wayne Shorter im Alter von 89 Jahren gestorben.
Mit 89 Jahren ist der Jazz-Musiker Wayne Shorter in Los Angeles gestorben. Er galt mit seinen ebenso lyrischen wie komplexen Kompositionen als einflussreicher Erneuerer des Jazz, der viele Jahrzehnte Musikgeschichte aktiv mitgestaltet hat.
Shorters Diskografie geht zurück bis in die 1950er-Jahre. Bis in die 2000er-Jahre veröffentlichte er unzählige Platten, allein als Bandleader 25.
Schon früh gehörte er zu den Besten
Wayne Shorter war Teil der wichtigsten Talentschmiede im damaligen Jazz: The Jazz Messengers. Dieser Band, initiiert vom Schlagzeuger Art Blakey, stand Shorter später als musikalischer Leiter vor. Eine Institution, in der nur die Besten der Besten spielten.
Viele Kompositionen Shorters zeichnete eine Balance aus struktureller Strenge und schwer zu greifenden, elliptischen melodischen Wendungen aus. Stücke aus seiner Feder wie "Speak No Evil", "Black Nile", "Footprints" und "Nefertiti" gelten als moderne Jazz-Standards.
Musik mit Miles Davis und Herbie Hancock
Ab 1964 wechselte Wayne Shorter in die Band des Trompeters Miles Davis, wurde Teil des stilprägenden zweiten Quintetts von Davis, dessen Ästhetik den Jazz der damaligen Zeit revolutionierte.
Miles Davis schrieb in seiner Autobiografie über Wayne Shorter:
Wayne war immer jemand, der mit Form experimentierte, daher passte er einfach perfekt in meine Vorstellungen für die Zukunft. Wayne war neugierig, er experimentierte gern mit musikalischen Regeln. Wenn sie nicht passten, setzte er sich darüber weg, aber mit musikalischem Gefühl. Er wusste, dass die Freiheit in der Musik das Wissen um ihre Regeln voraussetzt, um sie sich dann nach eigenem Geschmack und Bedürfnis zurechtzubiegen. Wayne lebte in seiner eigenen Welt und kreiste um seinen eigenen Planeten."
Mit Miles Davis nahm Shorter später auch das epochale Fusion-Album „Bitches Brew“ auf, gründete aber bald seine eigene Fusion Band: Weather Report. Diese Band erreichte ein Millionenpublikum und existierte 15 Jahre, bis 1985.
Immer wieder neu erfunden
In den 1990er-Jahren präsentierte sich Shorter mit eigenen Bands, die das elektronische Erbe von Weather Report weiterpflegten. Anfang des Jahrtausends entstand ein rein akustisches Quartett. Mit ihm hat Shorter sein Ideal erreicht, nur noch Stichwortgeber zu sein und weniger als Bandleader aufzutreten.
Wayne Shorter hat sich in seinem Spätwerk neu erfunden und auch schwere persönliche Schicksalsschläge (1996 kamen seine Frau und seine Nichte bei einem Flugzeugabsturz ums Leben) hielten ihn nie davon ab, weiter Musik zu machen.
Shorter hat sich nie auf Bewährtem ausgeruht. Mit seiner Musik feierte er große Erfolge. Zwölf Mal gewann er einen Grammy. 2017 wurde ihm der hoch dotierten Polar-Music-Price verliehen. Über seine Musik sagte Shorter mal: "Für mich bedeutet das Wort 'Jazz' Abenteuer, Innovation, Wandel, nicht in Kategorien zu denken."
(Quellen: Matthias Wegner, Deutschlandradio, AP, nho)