Florian Weber, Klavier
Ensemble Modern
Schach, aber zu viert auf Instrumenten
Arnold Schönberg erfand diese Koalitions-Schachversion: zwei Großmächte agieren mit zwei kleineren Flotten, links und rechts auf dem Brett positioniert. Daran ist die folgende Improvisation angehlehnt: Vier Musikerparteien treten mal mit-, mal gegeneinander an.
Es war ein Zeitvertreib für Arnold Schönberg, eine eigene Schachvariante zu entwickeln. Die gelben und schwarzen Figuren stehen sich auf einem etwas größerem Schachbrett als Großmächte gegenüber. Links und rechts daneben stehen zwei Koalitionspartner in rot und grün.
Schönberg entwickelte die Figuren aus seinen militärischen Erfahrungen heraus. Rot stand damals für die Flieger-, grün für die U-Boot-Flotte. Vier Spieler treten gegeneinander an - in den ersten Runden, so bestimmte es Schönberg, können Koalitionen zwischen den Großmächten und den Flotten geschlossen werden.
Vier Parteien fürs Musikalische
Dieses Prinzip der Schachkoalition übernahm der Jazzpianist Florian Weber und das Ensemble Modern, das seit 40 Jahren Garant und bester Partner für diverse Uraufführungen ist.
Einzelne Musiker haben 12-Ton-Reihen entwickelt - die gelten jeweils als Vorgabe - dann finden die Koalitionen zusammen, Florian Weber mit dem Flügel mittendrin. Das ist also Beziehungsschach in 12 Runden, denn nach einigen Minuten wird die Koalitionsgrundlage - also die Reihe - gewechselt. Die Ensemblemitglieder klinken sich in die Improvisation ein.
Im Pierre Boulez Saal Berlin spielten Pianist und Ensemble an diesem aufgezeichnetem Abend das erste Mal zusammen - ein Experiment, ein Improvisations-Clou.
Das Konzert wurde unterstützt von der Forberg-Schneider-Stiftung, die Florian Weber mit dem Belmont-Preis 2020 für zeitgenössische Musik ausgezeichnet hat.
Aufzeichnung des Konzertes vom 30. Oktober 2020 im Pierre Boulez Saal, Berlin.
Improvisationen