Ein schüchterner Melancholiker - aber ein sehr komischer
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Amelie Nothomb galt als Favoritin für den Prix Goncourt, meint Literaturwissenschaftler Jürgen Ritte. Dann entschied sich die Jury für Jean-Paul Dubois. „Eine typische Goncourt-Wahl“ für einen bunten, humoristischen, zugleich melancholischen Roman.
Der französische Schriftsteller Jean-Paul Dubois hat heute mit den Prix Goncourt erhalten. Er wurde mit der Auszeichnung für seinen Roman "Tous les hommes n'habitent pas le monde de la même façon" (übersetzt: "Nicht alle Menschen leben auf derselben Weise auf der Welt") geehrt. Es ist bereits der 22. Roman des französischen Schriftstellers, der nun mit dem wichtigsten Literaturpreis Frankreichs ausgezeichnet wurde.
Als eine gute Wahl bezeichnet der Literaturwissenschaftler Jürgen Ritte die Entscheidung der Jury. Vier Bücher waren zuletzt noch nominiert. Als große Favoritin sei die Belgierin Amelie Nothomb mit ihrem neuen Roman "Soif" ins Rennen gegangen, so Ritte, der die deutsch-französischen Studiengänge an der Pariser Universität Sorbonne leitet.
In dem Roman Nothombs erzähle Jesus in der ersten Person von seinem Abend vor der Kreuzigung. "Das haben die Juroren dann im letzten Moment doch nicht für würdig empfunden und stattdessen den anderen der beiden Favoriten ausgezeichnet. Ich glaube, es ist eine gute Wahl. Es ist jedenfalls eine ganz typische Goncourt-Wahl, denn von den vier zuletzt im Rennen befindlichen Kandidaten hat eigentlich nur Jean-Paul Dubois das vorgelegt, was wir einen Roman nennen: also ein dickes Buch mit vielen Geschichten – und das ganze recht bunt."
Melancholischer Roman mit "humoristischen Einschüssen"
Das mit dem Prix Goncourt ausgezeichnete Buch handelt von einem Mann, der in Kanada in einem Gefängnis sitzt. In seiner Zelle lässt er sein Leben Revue passieren – bis hin zu jenen Ereignissen, die zu seiner Verurteilung führten. "Dieser Roman ist ein melancholischer Roman, immer mit leicht humoristischen Einschüssen. Das ist ein Markenzeichen von Dubois. Es ist ein melancholischer Roman über das, was zerstört wird, was zu Ende geht. Das Verhältnis unter den Menschen und unser Verhältnis zur Natur."
Dubois selbst stehe nicht gern im Rampenlicht. "Er gehört nicht zu denen, die man permanent im Fernsehen sieht. Das versucht er zu vermeiden. Er hat es auch heute geschafft, sich ohne ein klares Statement durch die Menge der Reporter und Journalisten zu drängen, um den Preis entgegenzunehmen." - Er lebe zurückgezogen mit seine Pflanzen und Tieren und sei eben "ein Melancholiker, aber ein sehr komischer".
(lkn)