Jeanette Winterson: "Der weite Raum der Zeit"
Aus dem Englischen von Sabine Schwenk
Albrecht Knaus Verlag, München
288 Seiten, 19,99 Euro
Kann man Shakespeare neu erzählen?
Der englische Verlag Hogarth Press hat namhafte Autoren wie Jeanette Winterson für sein Projekt "Shakespeare - neu schreiben" gewonnen. Sie sollen seine Dramen in die Form eines Romans bringen. Die ersten Bände sind nun auf Deutsch erschienen.
"Shakespeare – neu schreiben" heißt ein Projekt der englischen Hogarth Press: Dramenstoffe werden zu Romanen, acht namhafte Autoren haben zugesagt. Die ersten beiden Bände der Reihe sind gerade auf deutsch erschienen: Jeanette Winterson erzählt das "Wintermärchen" neu, Howard Jacobson den "Kaufmann von Venedig".
Spannende Autoren, eine faszinierende Idee, so die Schriftstellerin und Literaturkritikerin Gabriele von Arnim im Deutschlandradio Kultur über das Projekt "Shakespeare – neu schreiben":
Spannende Autoren, eine faszinierende Idee, so die Schriftstellerin und Literaturkritikerin Gabriele von Arnim im Deutschlandradio Kultur über das Projekt "Shakespeare – neu schreiben":
"Das ist viel besser als eine neue Analyse über die Frage: 'War Shakespeare wirklich Shakespeare? Oder war er einer oder viele? Und einige sagen, ja, das sind Auftragswerke. Aber wie viele große Kunstwerke, in der Musik, in der Malerei, in der Architektur waren Auftragswerke – darüber muss man gar nicht diskutieren."
Das "Findlingskind" Jeanette Winterson
Die Autorin Jeanette Winterson habe sich aus biografischen Gründen schon lange mit dem Stoff des "Wintermärchens " beschäftigt. Denn sie sei selber ein "Findlingskind" gewesen, eine "Perdita", wie es bei Shakespare heißt, so von Arnim.
"Und so ist sie ganz bei Shakespeare geblieben, ganz nah. Das Personal heißt anders und lebt woanders. Aber sie ist auch ganz nah bei sich geblieben. Dabei hat sie sich eine Geschichte geschrieben, die sie selber nicht gehabt hat."
"Und so ist sie ganz bei Shakespeare geblieben, ganz nah. Das Personal heißt anders und lebt woanders. Aber sie ist auch ganz nah bei sich geblieben. Dabei hat sie sich eine Geschichte geschrieben, die sie selber nicht gehabt hat."
Howard Jabobson wählt ein Reichenviertel in Manchester
Bei Howard Jacobson sei es anders gewesen, erzählte von Arnim. Er habe den Stoff von "Der Kaufmann von Venedig" ursprünglich nicht annehmen wollen. Der Autor hat für seine Adaption einen ganz anderen Ort gewählt und seinen Roman in einem Reichenviertel von Manchester angesiedelt:
"Christliche Schickeria, da gibt es eine Erbin mit goldenen Löckchen und kehliger Stimme. Sie rennt von einer Schönheitsoperation zur nächsten. Da gibt es einen Helden, der Fußballspieler und Unterwäschemodell ist. Und ausgerechnet in den verliebt sich die Tochter von Simon Strulovitch. Und Struloulovitch denkt: 'Ach, jetzt haben wir Shylock'. Denn der Fußballspieler muss sich beschneiden lassen, wenn er seine Tochter wirklich heiraten wolle. "
Howard Jacobson: "Shylock"
Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence
Albrecht Knaus Verlag, München
288 Seiten, 19,99 Euro