Eine schmerzvolle Zustandsbeschreibung
Die polnische Regisseurin Marta Górnicka zeichnet mit ihrer Textcollage – performt auf der Bühne der Münchner Kammerspiele – ein eher düsteres Bild vom Zustand dieser Welt. Der Satz "Jedem das Seine" ist hier durchaus wieder in zynischem Sinne zu lesen.
Der Chor im durchaus antiken Sinne: Er ist das Markenzeichen des Theaters der polnischen Regisseurin und Sängerin Marta Górnicka. In ihrer Heimat gründete sie den Chor der Frauen. Für ihre Arbeit "Jedem das Seine. Ein Manifest" an den Münchner Kammerspielen hat sie nun wieder einen Chor gebildet, bestehend aus zehn Mitgliedern des Kammerspiel-Ensembles und 15 Münchnerinnen und Münchnern.
Dieser Chor singt und spricht, schreit und flüstert, skandiert und marschiert. Dirigiert wird er aus dem Publikum heraus von Marta Górnicka selbst, die damit nicht nur für den gesampelten Text und die Regie verantwortlich zeichnet, sondern auf diese Art auch zum Puls und zum Taktgeber der Aufführung wird.
Ob feministische Manifeste anklingen, eine Sexpuppe durch einen Werbetext vermarktet wird, oder ob sich Donald Trump – symbolisiert durch eine übergestülpte Gelbhaarperücke – mit menschenverachtenden Sprüchen in Szene setzt: Marta Górnicka zeichnet mit ihrer in nur 40 Minuten auf der Bühne performten Textcollage ein eher düsteres Bild vom Zustand dieser Welt, in der der Satz "Jedem das Seine" durchaus wieder in zynischem Sinne zu lesen ist.
"Jedem das Seine" – im zynischen Sinne
Dabei chargiert ihr Chor zwischen Rebellion und roboterhafter Unterwerfung hin und her, rottet sich aber auch immer mal wieder aggressiv zusammen, um jenem anderen Teil der Gesellschaft eine Stimme zu verleihen, der einem fast schon wieder salonfähigen Faschismus in die Fänge geht. "Jedem das Seine. Ein Manifest" ist eine kurze schmerzvolle Zustandsbeschreibung, die einem in ihrer optischen und akustischen Eigenwilligkeit im Gedächtnis bleiben wird.