"Schnee Weiss. Die Erfindung der alten Leier" von Elfriede Jelinek
Regie: Stefan Bachmann
Schauspiel Köln; 2,5 Stunden.
Machtmissbrauch in all seinen Facetten
Im Stück "Schnee Weiss" widmet sich die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek dem Thema Missbrauch. Das Stück feierte am Freitagabend in Köln Premiere. "Zwei Stunden, die man kurzweilig und anregend im Theater verbringen kann", sagt Kritikerin Ulrike Gondorf.
Weiß als Farbe der Unschuld und Schnee, der alle Spuren verdeckt. Anlass zu dem Text von Elfriede Jelinek waren die Enthüllungen der Ski-Rennläuferin Nicola Werdenigg über sexuellen Missbrauch im österreichischen Skisport. Die sorgten in der Öffentlichkeit für Aufsehen, die Verbände allerdings schweigen dazu. "Ein Stück über sexuellen Missbrauch - aber ich würde sagen der Begriff ist sehr viel weiter gefasst. Es geht vor allem um Machtmissbrauch", sagt Rezensentin Ulrike Gondorf. Und diesen fasst Jelinek sehr weit. "Da fängt sie mit dem lieben Gott an, das ist eine zynische böse Figur, von Margot Gödrös im Rollstuhl sitzend gespielt, als eine ganz brillante sprachartistische Nummer. Gott ist der Manipulator schlecht hin", so Gondorf.
Sechs SchauspielerInnen stehen in Köln auf der Bühne. "Männer als Frauen, Frauen als Männer, das ist auch ein Spiel in der Ausstattung", erklärt Gondorf, "Die Bühne setzt an bei dem Schnee-Zirkus. Es ist ein großes weißes Element, mit ganz schrägen Seiten und am Anfang treten da auch Schauspieler mit Skiern an."
Jelinek verwebt in ihrem Stück viele einzelne Facetten des Missbrauchs. Die Inszenierung handelt auch vom Missbrauch der Natur, der wiederum auf das Ski-Thema zurückführe. Es sei leichter, Jelinek zu inszenieren als sie zu lesen, sagte Regisseur Stefan Bachmann im Deutschlandfunk Kultur und Ulrike Gondorf stimmt ihm zu. In der Kölner-Vorstellung werden "eher Seifenblasen gemacht", erklärt sie. Das mache Bachmann allerdings nicht schlecht. "Ich glaube, das ist der richtige Weg zu diesem nicht ganz schlüssigen Text gewesen", so Gondorf.
(nh)