PEN-Präsident: "Ich würde gerne in der Badehose feststecken"
Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek kritisierte, sie höre angesichts der kritischen Situation in der Türkei nichts von den Schriftstellerverbänden. Und mutmaßte, ob die wohl in der Badehose an einem Strand festhingen. Der Präsident des deutschen PEN, Josef Haslinger, weist das mit bitterer Ironie zurück.
Der Präsident des PEN-Zentrums Deutschland, Josef Haslinger, hat die Kritik der österreichischen Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek an der vermeintlichen Untätigkeit der Schriftstellerverbände angesichts der Situation für Kritiker des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zurückgewiesen. "Sie hat insofern recht, dass es gut ist, sich möglichst viel zu diesen Dingen zu Wort zu melden", sagte Haslinger am Donnerstag im Deutschlandradio Kultur. "Aber ich bin natürlich nicht einverstanden mit dem, was sie sagt, weil ich seit drei Wochen mit nichts anderem befasst bin als mit der Türkei."
Jelinek hatte in einem Gastkommentar in der Wiener Tageszeitung "Der Standard" vom Donnerstag geschrieben: "Ich höre nichts von meinen (Schriftsteller-)Vereinigungen. Vielleicht stecken sie derzeit ja im Gefängnis ihrer Badehosen oder Bikinis an irgendeinem Strand fest." Dabei sprach Jelinek den PEN direkt an: "Ich höre nichts vom Internationalen PEN."
Wütend sei er nicht auf Jelinek sagte Haslinger. Der österreichische Schriftsteller fügte seiner Entgegnung auf Jelineks Text ironisch mit einem bitteren Lachen hinzu: "Ich würde gerne in der Badehose feststecken - aber das geht leider nicht." Der Internationale PEN gebe jeden zweiten oder dritten Tag eine Resolution heraus, "ein Update über den neuesten Stand der Dinge, der leider jeden Tag trauriger wird".
"Angelegenheit aller demokratischer Staaten"
Zu Jelineks Kritik sagte Haslinger, es habe vor einigen Tagen einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung (SZ) gegeben, "der dasselbe behauptet hat". Dem sei der PEN dann in der SZ entgegen getreten und habe darauf aufmerksam gemacht, dass die Vereinigung ständig in Kontakt mit dem türkischen Journalisten Can Dündar sei und versuche, die neuesten Updates zu verbreiten. "Aber sie hat sich auf diesen Artikel bezogen und das, was sie schreibt, ist eigentlich alles auf diesen Artikel gestützt. Und so hat sie sich leider nicht umfassend informiert."
Die Mittel, einen möglichen Exodus von Kulturschaffenden und Literaten aus der Türkei zu begleiten, habe der PEN nicht, sagte Haslinger. "Das ist eine Angelegenheit aller demokratischen Staaten, insbesondere europäischer Staaten. "Wenn Europa - was es ja jetzt mehr als ein Jahrzehnt lang offiziell behauptet hat - Interesse daran hat, die Türkei an seine Werte und an seine Gesellschaft heranzuführen, an sein politisches System heranzuführen, dann kann es, darf es die Türkei jetzt auch nicht im Stich lassen." Sollte es zu einer weiteren Zuspitzung kommen und sollten tatsächlich viele Menschen aus der Türkei Zuflucht brauchen, dann müsse Europa dazu bereit sein. Da seien nicht die Schriftstellerorganisationen gefragt, sondern das ganze Staatswesen.