Dr. Jenna Macciochi: "Das Immunsystem – Der Schlüssel zur Gesundheit. Warum manche Menschen nie krank sind (und andere schon)"
Aus dem Englischen von Annika Tschöpe
Goldmann/München 2021
464 Seiten, 14 Euro
Alles über den menschlichen Schutzwall
07:51 Minuten
Wer wissen will, wie das Immunsystem wirklich funktioniert, ohne gleich zum Immunologen zu werden, für den oder die ist dieses Buch perfekt: Es ist nicht nur auf dem aktuellsten Stand der Wissenschaft, sondern auch voller praktischer Tipps.
Das menschliche Immunsystem dient nicht nur zur Abwehr von Krankheitserregern. Es arbeitet als Netzwerk, das verschiedene Wechselwirkungen des Körpers mit der Umwelt steuert.
Dabei helfen keine Mittelchen zur Nahrungsergänzung, sondern ausreichend Schlaf, gesundes Essen und jede Menge Bewegung.
Alltagstipps aus der Wissenschaft
Die promovierte Immunbiologin Jenna Macciochi betrachtet das Immunsystem aus zwei Perspektiven. Als Wissenschaftlerin stellt sie unser Bild vom kampferprobten Abwehrsystem auf den Prüfstand. Leicht verständlich präsentiert sie den aktuellen Wissensstand und erklärt das Wechselspiel zwischen körpereigener Abwehr und der Welt der Mikroben.
Andererseits sucht sie als berufstätige Mutter von Zwillingen nach Möglichkeiten, ihre Erkenntnisse für den Alltag nutzbar zu machen. Der Anwendung von Antibiotika und entzündungshemmenden Medikamenten steht sie ebenso kritisch gegenüber wie den Versprechungen der Alternativmedizin.
Nie verlässt Macciochi ihre wissenschaftliche Basis.
Trainingscamp statt Abwehrbollwerk
Einen besonderen Schwerpunkt legt sie auf das Zusammenwirken von Immunzellen mit Bakterien und Viren. Dabei wird klar: Nicht alles, was von außen in den Körper gelangt, ist schlecht für die Gesundheit.
Aufgabe des Immunsystems ist es, einerseits gefährliche Krankheiten zu bekämpfen. Andererseits organisiert es das Miteinander mit unzähligen harmlosen Keimen. Durch das gemeinsame Training stellt sich schließlich ein Gleichgewicht ein.
Freundliche oder zumindest ungefährliche Bakterien werden toleriert und bilden gemeinsam mit unseren eigenen Zellen den menschlichen Organismus. Letztendlich ist das Immunsystem gesund, wenn es mit seiner Umwelt in Frieden lebt.
Nasebohren statt Nahrungsergänzung
Macciochi rät zu mehr Kontakt mit der Umwelt und ihren Keimen. Für Kinder gehören Daumenlutschen und Nasebohren zum Kennenlernen der Natur. Erwachsene erhalten durch Gartenarbeit oder Biogemüse aus dem Freiland ihre hilfreiche Bakteriendosis zum Training des Immunsystems.
Als Immunbiologin kennt die Autorin allerdings auch die Grenzen ihrer Philosophie. Masernpartys oder freiwillige Grippeinfektionen lehnt sie ab.
Gegen bedrohliche Viren seien wirksame Impfungen ein wichtiger Schutz. Das Immunsystem lernt dabei, welche Eindringlinge es nicht auf die leichte Schulter nehmen darf.
Um es zu unterstützen, empfiehlt sie, ein Leben im Rhythmus der Natur, ausreichend Schlaf, regelmäßige Mahlzeiten mit viel Rohkost und Bewegung im Alltag, wo immer das möglich ist.
Eher zum Stöbern als zum Schmökern
Das Buch ist eine verständliche, riesige Informationssammlung. Leider ist es schwierig, gezielt nach einzelnen Themen zu suchen.
464 Seiten dürften für die meisten Leser zu umfangreich sein, um sie am Stück zu lesen. Das Buch eignet sich eher zum gelegentlichen Stöbern. So lässt sich jede Menge Nützliches entdecken.