Die gesamte Sendung mit Jenni Zylka hören Sie hier:
Audio Player
Mehr Hoffnung als Todessehnsucht
06:03 Minuten
Sind deutsche Weihnachtslieder eher düster als freudig? Diese These vertritt die Autorin Margarete Stokowski. Ihr widerspricht Jenni Zylka entschieden - und liefert gleich eine historische Erklärung für "O du fröhliche" mit.
"Welt ging verloren, Christ ist geboren": Es sind Zeilen wie diese, die Spiegel-Kolumnistin Margarete Stokowski anregen, um deutschen Weihnachtsliedern einen Hang zu Dunkelheit und Todessehnsucht zu attestieren. Das sieht Jenni Zylka, ebenfalls Journalistin und Autorin, anders. Sie schätzt eher die "harmonische Stimmung", die in vielen dieser Lieder - oftmals aus dem 19. Jahrhundert - stecke.
Lieder aus armen und kalten Zeiten
Nicht alle seien für Weihnachten gedacht gewesen: "Oh Tannenbaum" zum Beispiel sei tatsächlich ein Liebeskummerlied eines Lehrers für seine untreue Freundin. Und ein Waisenhausgründer habe "O du fröhliche" geschrieben - für Weihnachten, Ostern und Pfingsten, "um die Kinder zu erfreuen". Zur Herkunft des Liedguts meint Zylka: "Es kommt aus armen Zeiten und aus kalten Zeiten und aus Schnee und Dörfern, wo nicht viel los war." Es sei darum gegangen, den Menschen Hoffnung zu geben. "Ich finde nicht, dass das viel Todessehnsucht in sich trägt."
In der besungenen Dunkelheit, die sich nach der Geburt Christi zum Licht wandelt, erkennt Zylka zudem eine übliche Dramaturgie, "die man an fast jedem Song ausmachen kann". Viele Weihnachtslieder enthielten auch positive Textzeilen und Konnotationen - wie etwa in "Morgen kommt der Weihnachtsmann".
(bth)