Wie behandeln Sie obdachlose Patienten?
"Obdachlosigkeit ist eine soziale Krankheit, ein Problem der Gesellschaft", sagt die Ärztin Jenny de la Torre. Im Gespräch mit Ulrike Timm erzählt sie vom Alltag in ihrem Gesundheitszentrum, das sich der Hilfe wohnungsloser Menschen in Berlin widmet.
Seit 20 Jahren behandelt die in Peru geborene Medizinerin Jenny de la Torre Obdachlose in Berlin; zunächst in einer Bahnhofsambulanz. 2002 dann gründete sie ihre eigene Stiftung, um wohnungslosen Menschen umfassender helfen zu können. Mittlerweile ist ihr Gesundheitszentrum, das über Spenden finanziert wird, zu einer festen Institution in Berlin geworden. "70 Prozent meiner Patienten leben auf der Straße. Richtig eben: unter der Brücke, in Parks. Und viele von ihnen haben auch keine Krankenversicherung. Das heißt, wenn sie krank sind, warten sie so lange, bis sie eben nicht mehr können", sagt die Ärztin im Deutschalndradio Kultur.
Armenärztin als Kindheitstraum
In ihrem Gesundheitszentrum werden Obdachlose allerdings nicht nur medizinisch, sondern auch sozial betreut; von Ärzten, Psychologen und Sozialarbeitern, die zum großen Teil ehrenamtlich arbeiten. Damit hat sich Jenny de la Torre ihren Kindheitstraum erfüllt: Armenärztin zu werden.
Auch in einem solch reichen Land wie Deutschland landeten immer mehr Menschen im Abseits, auf der Straße. "Wir können nur eine gerechtere Gesellschaft aufbauen, indem wir sie menschlicher gestalten" - das ist ihre Überzeugung. Ihre Mahnung: "Wir dürfen die Obdachlosen nicht aufgeben, sonst geben wir uns selbst auf."
Jenny de la Torre zu Gast bei Ulrike Timm bei "Im Gespräch" im Deutschlandradio Kultur.