Jesu Leben künstlerisch illuminiert
Sachkundig, lebensnah und allgemeinverständlich erschließt Wieland Schmied insgesamt 112 künstlerische Darstellungen zum Leben Jesus. Ein profunder Einblick in die Kunstgeschichte dank 70 Doppelseiten, die den Kern des Buches bilden. Er wird umrahmt von einer längeren bebilderten Einleitung und einem ebenso ausführlichen Ausblick.
Es gibt viele Wege, sich der Figur Jesu Christi anzunähern. Nach wie vor ist die Heilige Schrift der Königsweg. Wer das Prinzip "sola scriptura" jedoch nicht zu eng auslegt, wird weitere Zugangswege entdecken, etwa die Malerei. Im Laufe der Jahrhunderte haben zahlreiche Künstler ihre unterschiedlichen Sichtweisen auf neutestamentliche Geschichten ebenso zum Ausdruck gebracht wie ihre Bekenntnisse zu Jesus, dem Christus. Sie erschließen den Betrachtern neue Zugangswege und vermitteln inspirierende Einsichten in die Bibel. Bei ihren visuellen Deutungen der Schrift geht es um Illumination, nicht um Illustration.
Den Hauptteil des Buches machen siebzig Doppelseiten aus. Rechts findet man stets den Abdruck eines Gemäldes, links jeweils Erläuterungen sowie den entsprechenden Text aus einem der kanonisierten oder apokryphen Evangelien. So gewinnt man auf 140 Seiten einen profunden Überblick über die wichtigsten Werke künstlerischer Jesus-Darstellungen - von Fra Angelico bis Corinth, von Dürer bis Baselitz. Dabei bildet das Leben Jesu den roten Faden und gibt die Themenblöcke vor: Verkündigung, Geburt und Kindheit - Wirken und Worte Jesu - Passion - Ostern und nachösterliches Geschehen.
Der Kern wird von einer längeren bebilderten Einleitung und einem ebenso ausführlichen Ausblick ummantelt. Beide Artikel hat Schmied eigens für diesen Band verfasst und mit Abdrucken weiterer Bilder angereichert.
In der Einleitung bietet der Präsident der bayrischen Akademie der schönen Künste eine Einführung in die Problematik und Entwicklung religiöser Kunst im Laufe der Geschichte. Dabei geht er auf Sinn und Grenzen des biblischen Bilderverbots ein, auf die (Un-)Möglichkeit der Darstellung Gottes sowie auf die Erfordernis, dem christlichen Glauben Gestalt und künstlerischen Ausdruck zu verleihen.
Im abschließenden Ausblick stellt Schmied "christliche Motive in der Moderne" vor, darunter auch Zeugnisse individueller Mythologie. Man denke nur an Max Ernsts Bild mit dem viel sagenden Titel "Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen" (1926).
Der fast 77-Jährige, der mehr als 150 Kunstausstellungen gestaltet hat, legt mit "Bilder zur Bibel" eine kleine Summe seiner langjährigen Praxis und seiner vielfältigen Reflexionen vor. Die wendet sich mit einer wohldosierten Mischung von Bild und Text an Betrachter und Leserinnen, die an der Begegnung von Kunst und Theologie interessiert sind, an der vertiefenden Deutung von Kunstwerken mit christlichen Motiven sowie an theologischen Herausforderungen und Einsichten dank der Kunst.
Schmied ist eine hervorragende Auswahl gelungen, deren Anordnung, literarische Ergänzung sowie theoretische Durchdringung besticht. Die allgemein verständliche Einführung, macht Geschmack, ja Lust auf mehr. Ein kleiner Verbesserungsvorschlag: Manchmal schreibt Schmied von Bildern und Skizzen, die nicht abgedruckt sind. Bei Rembrandts "Christus in Emmaus" etwa vergleicht er das abgedruckte, 1648 entstandene Gemälde mit einer Radierung von 1654. Die würde man auch gerne sehen.
Ein zweiseitiges Vorwort des Berliner Bischofs Wolfgang Huber rundet den hervorragenden Bild- und Textband ab. Dessen Resümee schließt sich der Rezensent mit Freuden an:
"Leserinnen und Lesern wünsche ich, dass sie das Glück mit mir teilen, das ich bei der Begegnung mit diesem Buch empfinde."
Rezensiert von Thomas Kroll
Wieland Schmied: Bilder zur Bibel. Maler aus sieben Jahrhunderten erzählen das Leben Jesu
Radius Verlag: Stuttgart 2006
248 Seiten, 29 Euro.
Den Hauptteil des Buches machen siebzig Doppelseiten aus. Rechts findet man stets den Abdruck eines Gemäldes, links jeweils Erläuterungen sowie den entsprechenden Text aus einem der kanonisierten oder apokryphen Evangelien. So gewinnt man auf 140 Seiten einen profunden Überblick über die wichtigsten Werke künstlerischer Jesus-Darstellungen - von Fra Angelico bis Corinth, von Dürer bis Baselitz. Dabei bildet das Leben Jesu den roten Faden und gibt die Themenblöcke vor: Verkündigung, Geburt und Kindheit - Wirken und Worte Jesu - Passion - Ostern und nachösterliches Geschehen.
Der Kern wird von einer längeren bebilderten Einleitung und einem ebenso ausführlichen Ausblick ummantelt. Beide Artikel hat Schmied eigens für diesen Band verfasst und mit Abdrucken weiterer Bilder angereichert.
In der Einleitung bietet der Präsident der bayrischen Akademie der schönen Künste eine Einführung in die Problematik und Entwicklung religiöser Kunst im Laufe der Geschichte. Dabei geht er auf Sinn und Grenzen des biblischen Bilderverbots ein, auf die (Un-)Möglichkeit der Darstellung Gottes sowie auf die Erfordernis, dem christlichen Glauben Gestalt und künstlerischen Ausdruck zu verleihen.
Im abschließenden Ausblick stellt Schmied "christliche Motive in der Moderne" vor, darunter auch Zeugnisse individueller Mythologie. Man denke nur an Max Ernsts Bild mit dem viel sagenden Titel "Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen" (1926).
Der fast 77-Jährige, der mehr als 150 Kunstausstellungen gestaltet hat, legt mit "Bilder zur Bibel" eine kleine Summe seiner langjährigen Praxis und seiner vielfältigen Reflexionen vor. Die wendet sich mit einer wohldosierten Mischung von Bild und Text an Betrachter und Leserinnen, die an der Begegnung von Kunst und Theologie interessiert sind, an der vertiefenden Deutung von Kunstwerken mit christlichen Motiven sowie an theologischen Herausforderungen und Einsichten dank der Kunst.
Schmied ist eine hervorragende Auswahl gelungen, deren Anordnung, literarische Ergänzung sowie theoretische Durchdringung besticht. Die allgemein verständliche Einführung, macht Geschmack, ja Lust auf mehr. Ein kleiner Verbesserungsvorschlag: Manchmal schreibt Schmied von Bildern und Skizzen, die nicht abgedruckt sind. Bei Rembrandts "Christus in Emmaus" etwa vergleicht er das abgedruckte, 1648 entstandene Gemälde mit einer Radierung von 1654. Die würde man auch gerne sehen.
Ein zweiseitiges Vorwort des Berliner Bischofs Wolfgang Huber rundet den hervorragenden Bild- und Textband ab. Dessen Resümee schließt sich der Rezensent mit Freuden an:
"Leserinnen und Lesern wünsche ich, dass sie das Glück mit mir teilen, das ich bei der Begegnung mit diesem Buch empfinde."
Rezensiert von Thomas Kroll
Wieland Schmied: Bilder zur Bibel. Maler aus sieben Jahrhunderten erzählen das Leben Jesu
Radius Verlag: Stuttgart 2006
248 Seiten, 29 Euro.