Schaupieler Jimmy Wang Yu gestorben

Der einarmige Schwertkämpfer ist tot

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Das Bild zeigt den chinesischen Schauspieler und Regisseur Jimmy Wang Yu im Jahr 2013. Er winkt auf dem Foto jemandem zu.
Gilt als Legende des Hongkong-Kinos: der chinesische Schauspieler und Regisseur Jimmy Wang Yu. © picture alliance / dpa / Kim Hee-Chul
Stefan Borsos im Gespräch mit Massimo Maio  · 06.04.2022
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Der einarmige Schwertkämpfer war seine berühmteste Rolle: Mit 80 Jahren ist die Kung-Fu-Filmlegende Jimmy Wang Yu gestorben. Für den Filmkritiker Stefan Borsos reflektieren seine Filme das Rebellische der 60er-Jahre.
Nach Bruce Lee war er die vielleicht bekannteste Persönlichkeit des Hongkonger Martial-Arts-Kinos: Jimmy Wang Yu hat als Schauspieler und Regisseur das Genre des Kung-Fu-Films über Jahrzehnte geprägt.

Ein neuer Heldentypus

Mit seinen ersten Hauptrollen und seiner eigenen Regiearbeit hat Wang Yu prototypisch zugrunde gelegt, was später Bruce Lee oder Jackie Chan weiterverarbeitet und ausgearbeitet haben, sagt der Filmkritiker Stefan Borsos. Wang Yu sei aber auch maßgeblich daran beteiligt gewesen, dass sich das Hongkong-Kino als Teil des internationalen Actionkinos etablierte.  
Der Schauspieler hat nach Ansicht des Kritikers einen neuen Typus im chinesischen Martial-Arts-Kino etabliert. Er sei der Erste gewesen, der dem Heldentypus und den Männlichkeitsbildern der 60er-Jahre entsprochen habe. „Diese Coolness, Nonchalance gab es vorher in dieser Form einfach gar nicht“, sagt Borsos

Protest gegen die britische Kronkolonie

Bekannt wurde Wang Yu ab Mitte der 60er-Jahre in der Rolle des einarmigen Schwertkämpfers. Die Filme fallen damit in eine Zeit, die das „Erwachen einer separaten Hongkonger Identität markiert“, sagt Borsos. Die Filme seien blutrünstig und gewalttätig, sie hätten „angry young men“ als Hauptfiguren.
Damit reflektieren sie das Rebellische ihrer Zeit, glaubt der Experte. Es war das Jahrzehnt, in dem Hongkonger vermehrt auf den Straßen gegen die britische Kronkolonie protestierten. Auf der Straße und in den Filmen hätte sich eine eigene Identität entwickeln können, glaubt Borsos. „Man sucht im Prinzip in dieser Periode den Platz in der Welt, und das repräsentieren auch diese Filme gewissermaßen.“
Die Filme wurden entsprechend als Aufbegehren und Exzesse gelesen, sagt Borsos. Man könne sie aber auch auf einer ästhetisch-abstrakten Ebene sehen. Gerade weil die Martial-Arts- und Schwertkampf-Filme so fern jeglicher Realität seien, seien sie im Grunde genommen „ein Formenspiel“.

Interessante Altersrollen

Mitte der 1980er-Jahre zog sich Wang Yu zurück, 2011 erlitt er einen Schlaganfall. Danach hatte er noch „einige interessante Altersrollen“, sagt Boros. Weiterhin prägend sind aber seine frühen Filme, glaubt der Kritiker. „Die ikonischen Figuren der 60er-Jahre sind immer noch relevant, weil sie Vorbild sind für so viele Motive und Ideen.“
(tmk)

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