"Der Umgang mit der Macht war wirklich haarsträubend"
Er habe dies erwartet und "auch ein bisschen in diesem Jahr erhofft", kommentiert der Chef des Hanser Verlags Jo Lendle die Entscheidung der Schwedische Akademie, den Literaturnobelpreis in diesem Jahr nicht zu verleihen.
Die Entscheidung der Schwedischen Akademie, den Literaturnobelpreis erst im kommenden Jahr rückwirkend zu verleihen, hat natürlich auch Auswirkungen auf die Verlagsbranche. Schließlich profitiert diese von den Auszeichnungen ihrer Autoren, da die Verkaufszahlen der Bücher steigen. Das könne mehrere zehntausend, aber auch mehrere hunderttausend zusätzlich verkaufte Exemplare bedeuten, sagt Jo Lendle, Chef des Hanser Verlags. Sein Unternehmen hat 17 Nobelpreisträger im Programm.
So bitter die Absage für die Verlage auch sei, es sei "viel wichtiger, dass der Preis perspektivisch seine Würde und Autorität" behalte, sagt der Chef des Hanser Verlags Jo Lendle.
Auslöser für die Krise war ein Belästigungs- und Korruptionsskandal innerhalb der Schwedischen Akademie. "Nach den Vorgängen wollte niemand, dass das jetzt einfach unter den Teppich gekehrt" und "so getan wird", als gäbe es diese Dinge nicht.
Reformen seien notwendig
Nun müsse die Akademie sich reformieren, fordert Lendle. Denn der Umgang mit der Macht sei innerhalb der Akademie "wirklich haarsträubend" gewesen. "Diese Gemengelage aus hier mal einen Vorteil erzielen, hier mal Gelder abzweigen für institutionsfremde Aktivitäten, das geht nicht – und dafür braucht man Regeln."
Die Entscheidung über den Preisträger könne allerdings "ruhig im Intransparenten bleiben", meint der Chef des Hanser Verlags. "Ich bin kein Freund davon, dass jede Juri ihre Besprechungsprotokolle am nächsten Morgen der Weltöffentlichkeit vorstellt, sondern solche Gespräche können auch mal im geschützten Rahmen bleiben."
Der Preisträger 2018 soll im kommenden Jahr, zusammen mit dem Preis für 2019 verkündet werden.
(lk)