Auf Safari mit dem Bundespräsidenten
Der berühmte Nationalpark Serengeti in Tansania kann zur Zeit durchaus Werbung gebrauchen. Nun war Joachim Gauck dort – allerdings mit einem ernsten Anliegen.
Ein bisschen wirkt es ja schon wie Urlaub – der Bundespräsident fährt durch die Serengeti, vorbei an Impalas und Nilpferden, Giraffen kreuzen seinen Weg:
"Und dann kommt eine Elefantenherde, um den Präsidenten zu begrüßen – und ein paar Löwen liegen da und warten schon auf ihn."
... sagt Jumanne Maghembe, der tansanische Wasserminister. Und tatsächlich ist Gauck wegen der Elefanten hier – Afrika erlebt zurzeit eine Welle der Wilderei wie zuletzt vor 1989, als die Elefanten in das Artenschutzabkommen Cites aufgenommen wurden. Vermutlich werden in keinem anderen afrikanischen Land so viele Elefanten wegen ihres Elfenbeins getötet wie in Tansania. Der Schmuggel mit dem Weißen Gold ist ein hunderte Millionen Euro schweres Geschäft. Darauf will der Bundespräsident aufmerksam machen. Er lässt sich informieren von tansanischen Parkverantwortlichen und von Christof Schenck, dem Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, die das Werk Bernhard Grzimeks in der Serengeti fortführt:
"Wir gehen davon aus, dass ungefähr 30.000 Elefanten pro Jahr illegal erlegt werden, das sind sehr viele auch in Tansania – wir haben auch sehr große Sorgen, was die Nashörner angeht."
Hinter der Wilderei, sagt Schenck, stehen mafiaähnliche Strukturen, vergleichbar mit dem Drogenhandel. Dementsprechend drastisch fällt die Reaktion des Bundespräsidenten aus:
"Es gibt Terroristen, es gibt Verbrecher und es gibt natürlich Wilderer, die hat es schon immer gegeben und wahrscheinlich werden wir sie nicht völlig ausrotten."
Der größte Markt für Elfenbein ist China, aber auch in anderen ostasiatischen Staaten sind Elfenbein und Nasenhorn Prestigeobjekte und sogar Finanzanlage.
Schenck: "Ein großes Nashorn erzielt auf dem Schwarzmarkt in Vietnam ungefähr 150.000 Euro also unvorstellbar große Summen. Elfenbein ist ja ein Prestigesymbol, wird geschnitzt, das stellt man sich dann ins Büro oder ins Wohnzimmer, da liegen wir bei ungefähr 10.000 Euro pro Kilogramm. Das sind unglaubliche Summen, die illegal erwirtschaftet werden, die vorbei an der Steuer erwirtschaftet werden. Das macht uns sehr große Sorgen."
So fördert das illegal erwirtschaftete Geld in vielen Staaten Afrikas die Korruption.
In der Serengeti ist das Problem der organisierten Wilderei übrigens deutlich kleiner als in anderen tansanischen Nationalparks, etwa dem Selou – doch die Serengeti war auch noch durch ein anderes Vorhaben bedroht. Die tansanische Regierung hatte den Plan, eine Schnellstraße durch den nördlichen Teil der Serengeti zu bauen – für die alljährliche Migration der Huftiere hätte das gravierende Folgen und damit auch für das gesamte Ökosystem des Parks, doch hier gibt es gute Nachrichten. Christoph Schenck:
"Man möchte auf jeden Fall das Straßennetz im Umfeld der Serengeti ausbauen, man möchte die marginalisierten Gemeinden anschließen an die Infrastruktur. Das ist auch alles verständlich. Die Bundesregierung, über die Kreditanstalt für Wiederaufbau, ist dabei eine Machbarkeitsstudie zu machen zu einer südlichen Umfahrung. Das ist immer der gute Ansatz: Also nicht verhindern, sondern Alternativen aufzeigen."
Ganz vom Tisch ist der Plan der Durchgangstraße noch nicht – doch die Serengeti hat viele Unterstützer. Anders als andere Nationalparks in Tansania ist die Serengeti durch den Tourismus höchst profitabel. Die Serengeti wird von den tansanischen Offiziellen bewacht wie die Kronjuwelen – hier gibt es mehr Ranger, mehr Gelder, auch aus der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Es geht ja nicht zuletzt um Grzimeks Erbe, wie Gauck bei der Eintragung ins Gästebuch der Parkverwaltung deutlich macht:
"Ich danke allen, die heute dafür sorgen, dass Serengiti lebt!"
Serengeti lebt und wird sicherlich weiter leben – die Elefanten, die sterben dann woanders.