Joana Mallwitz debütiert bei den Berliner Philharmonikern

Krieg und Frieden

124:40 Minuten
Joana Mallwitz steht in einem schlichten schwarzen Oberteil im Konzerthaus und schaut in die Kamera.
Joana Mallwitz: "Das Dirigieren ist eine der schnellsten und komplexesten Arten, wie man kommunizieren kann." © Simon Pauly
Moderation: Olaf Wilhelmer |
Joana Mallwitz ist zur prägenden Stimme des deutschen Kulturlebens geworden. Nun debütiert die Chefdirigentin des Konzerthausorchesters Berlin bei den Berliner Philharmonikern. Sie eröffnet das Programm mit Prokofjews Opern-Ouvertüre „Krieg und Frieden“.
Weit hat sie es nicht: Der Gendarmenmarkt in Berlin-Mitte grüßt kollegial zum Kulturforum in Berlin-Tiergarten hinüber, wenn Joana Mallwitz bei den Berliner Philharmonikern ihre Visitenkarte abgibt. Dass die Dirigentin eine solche Einladung erhalten würde, war nur eine Frage der Zeit.

Jubiläum Ravels mitgedacht

Für ihr Debüt hat sich Mallwitz ein beziehungsreiches Programm ausgedacht, das am Ende den 150. Geburtstag von Maurice Ravel (7. März) feiert. Ravels „La Valse“ zeigt eine Zivilisation, die dem Untergang ahnungslos entgegenwirbelt. Das ursprünglich für ein Ballett gedachte Werk ist mehr eine Musik über den Walzer, als dass es Walzerseligkeit verströmen würde.

Außerordentlich beliebtes Klavierkonzert

Den Untergang einer Gesellschaft hatte Sergej Rachmaninow hautnah erlebt, als er im Zuge der Oktoberrevolution aus seiner russischen Heimat floh und während des Zweiten Weltkriegs Europa endgültig in Richtung USA verließ. Sein wohl berühmtestes Werk mit Orchester, das 1909 entstandene Dritte Klavierkonzert, ist sich seiner Stellung als spätromantischer Außenposten in einer modernen Welt bewusst.
Anna Vinnitskaya ist die Solistin in diesem in jeder Hinsicht herausfordernden Werk. Als Russin mit Hamburger Wohnsitz ist auch sie geprägt von beiden Sphären, die angesichts der Weltlage immer weiter auseinander rücken.

Spiegel von politischen Ereignissen

„Krieg und Frieden“ bestimmen die anderen Werke des Programms: Einerseits die Ouvertüre zur gleichnamigen Oper nach Leo Tolstoi von Sergej Prokofjew, andererseits die Sinfonie „Mathis der Maler“, in der Paul Hindemith Motive seiner Oper über den Meister des Isenheimer Altars für eine einzigartige musikalische Meditation zusammenführte.
Diese historisch in den Bauernkriegen angesiedelte Oper wurde vom NS-Staat verhindert, die Uraufführung der Sinfonie 1934 durch Wilhelm Furtwängler und die Berliner Philharmoniker geriet zum kulturpolitischen Schlachtfeld, auf dem der Dirigent seine Ämter verlor und der Komponist sich zur Emigration gezwungen sah.
In den letzten Jahren hat dieses Werk nur noch wenige Fürsprecher gefunden. So weist Joana Mallwitz die Berliner Philharmoniker und ihr Publikum auch auf einen Einschnitt in der Berliner Musikgeschichte hin.
Live aus der Philharmonie Berlin

Sergej Prokofjew
Ouvertüre zur Oper „Krieg und Frieden“ op. 91

Sergej Rachmaninow
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 d-Moll op. 30

ca. 20.55 Konzertpause
„Die Freiheit der Kunst ist keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Forderung“
Joana Mallwitz im Gespräch mit Ruth Jarre

Paul Hindemith
Sinfonie „Mathis der Maler“

Maurice Ravel
„La Valse“

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