Individuelle Betreuer lotsen Langzeitarbeitslose
Durch persönliche Betreuung gelangen Langzeitarbeitslose wieder in den ersten Arbeitsmarkt. Das Jobcoaching-Programm des Berliner Senats ist erfolgreich. Es hat aber einen Haken: Die Jobcoaches werden selbst nur prekär beschäftigt.
Vier Jahre, 200 Coaches und über 11.000 Teilnehmer, das sind die offiziellen Zahlen zum Berliner Jobcoaching. Hier werden Langzeitarbeitslose sechs Monate lang individuell begleitet, sowohl bei staatlich verordneten Beschäftigungsmaßnahmen als auch wenn sie erstmals wieder eine Stelle in Aussicht haben.
Sandra Siebe, Leiterin des Weiterbildungsträgers Goldnetz, erklärt, worauf es beim Jobcoaching ankommt.
"Also unser Angebot ist losgelöst von dem Angebot des Jobcenters. Es basiert auf einer freiwilligen Teilnahme. Das ist auch das Entscheidende, weil über die Freiwilligkeit bekommen wir natürlich Teilnehmer mit einer hohen Motivation."
Solche Teilnehmer sind zum Beispiel Addis und Marcel. Beide haben schon mehrere sogenannte Ein-Euro-Jobs hinter sich, beiden fehlt eine Berufsausbildung. Jetzt werden sie gecoacht. Dem gängigen Vorurteil über untätige, frustrierte Hartz IV-Empfängers entsprechen sie nicht.
"Beim Jobcenter gibt es eben mal Jobs, verschiedene Angebote, aber irgendwann muss man selber eigene Weg suchen … - eigene Weg muss man kämpfen, aber wie! Man ist motiviert, man möchte was machen und kommt dann einfach nicht zu seinem Ziel und man fragt sich, wohin geht man."
Manche Teilnehmer wissen schon sehr genau, wohin sie wollen. Andere müssen erst noch herausfinden, was ihnen liegt oder sich nach langer Arbeitslosigkeit ganz neu orientieren.
"Dem Jobcoach habe ich halt so gesagt, was ich gerne mache, was ich mag. Und sie kam dann mit so Vorschlägen, was zu mir passen könnte. Manchmal weiß das Jobcenter auch nicht unbedingt über alles Bescheid, da hat man dann Jobcoaching und die helfen ja dann auch ein bisschen mehr."
Das bestätigen die Coaches. Ihre Arbeit beschränkt sich nicht auf Hilfe bei der Jobsuche. Sie berührt immer auch Bereiche, die weit darüber hinausreichen.
"Also unser Angebot ist losgelöst von dem Angebot des Jobcenters. Es basiert auf einer freiwilligen Teilnahme. Das ist auch das Entscheidende, weil über die Freiwilligkeit bekommen wir natürlich Teilnehmer mit einer hohen Motivation."
Solche Teilnehmer sind zum Beispiel Addis und Marcel. Beide haben schon mehrere sogenannte Ein-Euro-Jobs hinter sich, beiden fehlt eine Berufsausbildung. Jetzt werden sie gecoacht. Dem gängigen Vorurteil über untätige, frustrierte Hartz IV-Empfängers entsprechen sie nicht.
"Beim Jobcenter gibt es eben mal Jobs, verschiedene Angebote, aber irgendwann muss man selber eigene Weg suchen … - eigene Weg muss man kämpfen, aber wie! Man ist motiviert, man möchte was machen und kommt dann einfach nicht zu seinem Ziel und man fragt sich, wohin geht man."
Manche Teilnehmer wissen schon sehr genau, wohin sie wollen. Andere müssen erst noch herausfinden, was ihnen liegt oder sich nach langer Arbeitslosigkeit ganz neu orientieren.
"Dem Jobcoach habe ich halt so gesagt, was ich gerne mache, was ich mag. Und sie kam dann mit so Vorschlägen, was zu mir passen könnte. Manchmal weiß das Jobcenter auch nicht unbedingt über alles Bescheid, da hat man dann Jobcoaching und die helfen ja dann auch ein bisschen mehr."
Das bestätigen die Coaches. Ihre Arbeit beschränkt sich nicht auf Hilfe bei der Jobsuche. Sie berührt immer auch Bereiche, die weit darüber hinausreichen.
Mit Herzblut dabei
Jobcoach J. (*) schätzt ihren Beruf gerade wegen dieser individuellen Betreuung der Teilnehmer:
"Also da ist man mit Herzblut dabei und da spielt es auch irgendwie keine Rolle, ob um 19 Uhr nochmal das Telefon klingelt, weil es vielleicht ein Coachee ist, der dann halt einfach kurz einen Bedarf hat, eine Situation abzuklären. Und dann kann man nicht sagen, ja morgen früh um neun wieder, das will man auch nicht und das ist auch das Wunderbare an diesem Jobprofil."
Hoher Bedarf an persönlicher Unterstützung
Diese Unterstützung kann das Jobcenter nicht leisten. Die Arbeitsvermittler haben wenig Zeit: Die Klienten sind ebenso zahlreich wie die Paragraphen. Viel Zeit geht mit Formularen verloren. Der Bedarf nach persönlicher Beratung ist jedoch groß. Manche Langzeitarbeitslose haben gesundheitliche Einschränkungen, andere sprechen nicht fließend deutsch oder sind alleinerziehend. In der Sprache der Arbeitsagentur sind das "multiple Vermittlungshemmnisse". Der Alltag birgt dadurch viele Schwierigkeiten, denen die Betroffenen alleine nicht gewachsen sind.
"Sie sind häufig sozial isoliert, haben nicht mehr jemanden, der sich wirklich um sie individuell kümmert und einfach auch mal fragt, wie geht’s dir heute. Bis hin dazu, dass wir so den Klassiker auch haben, Teilnehmer, die mit drei Tüten zu uns kommen, wo jeglicher Schriftwechsel des letzten Jahres drin ist, ungeöffnete Briefe und die sich an der Stelle aber mal trauen, das in Angriff zu nehmen, weil da jemand sitzt, zu dem haben sie Vertrauen gefasst und da sagen sie sich: Gut, der bringt mich jetzt auf den richtigen Weg. Und das sind die ersten Schritte, um diesen Menschen auch wieder zu integrieren, langfristig, nicht nach sechs Monaten, mit Sicherheit nicht, aber langfristig ist das der richtige Weg, um unsere Langzeiterwerbslosen auch wieder in Tagesstrukturen zu bringen, in ein Erwerbsleben zu bringen, wie das auch immer aussehen mag dann."
Doppelt so erfolgreich wie das Jobcenter
Die Statistik spricht für diesen Ansatz: 16,5 Prozent der Langzeitarbeitslosen, die am Jobcoaching teilnehmen, finden anschließend eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt. Vom Jobcenter können nur 7 Prozent weitervermittelt werden. Für den Berliner Senat ist das eine gern zitierte Erfolgsgeschichte. Sandra Siebe von Goldnetz sieht trotzdem noch Anlass für Verbesserungen. Sie hofft auf mehr finanzielle Sicherheit für die Jobcoaches.
"Was ich mir wünschen würde, ist eine längerfristige Förderung für die Programme. Einfach, um auch unseren Mitarbeitern mehr Sicherheit zu geben, weil letztendlich bewegen sich diese auch permanent in prekären Arbeitsverhältnissen. Immer wieder mit befristeten Beschäftigungsverträgen und sie sollen dann aber jemanden coachen, der in den Arbeitsmarkt wechselt. Das ist schon eine sehr schwierige Situation, die man auch aushalten muss."
"Was ich mir wünschen würde, ist eine längerfristige Förderung für die Programme. Einfach, um auch unseren Mitarbeitern mehr Sicherheit zu geben, weil letztendlich bewegen sich diese auch permanent in prekären Arbeitsverhältnissen. Immer wieder mit befristeten Beschäftigungsverträgen und sie sollen dann aber jemanden coachen, der in den Arbeitsmarkt wechselt. Das ist schon eine sehr schwierige Situation, die man auch aushalten muss."
(*) Redaktioneller Hinweis: Wir haben den Namen anonymisiert.