Jörg Helbig: "I saw a film today, oh boy"

Erste Enzyklopädie über die Beatles im Film

Szenenfoto aus dem "Beatles"-Film "A Hard Day's Night"
Szenenfoto aus dem "Beatles"-Film "A Hard Day's Night" mit Paul McCartney (l.), George Harrison, John Lennon (hinten r.) und Ringo Starr. © picture alliance / dpa / Foto: dpa-Film Arthaus
Von Simon Schomäcker |
Die Beatles beeinflussten die Jugend ihrer Zeit nicht nur mit ihrer Musik, sondern auch im Film. Mit "I saw a film today, oh boy" legt der Literaturwissenschaflter Jörg Helbig nun eine erste umfassende Enzyklopädie über die Beatles im Film vor - und macht Lust aufs Stöbern.
"I saw a film today, oh boy" – diese berühmte Textzeile aus dem Beatles-Song "A Day In The Life" wählte Jörg Helbig, Literaturwissenschaftler an der Universität Klagenfurt, als Titel für seine neue Enzyklopädie. Der Name ist Programm. Denn in dem Buch geht es um Filme, an denen die Beatles entweder selbst beteiligt waren oder in deren Handlung sie vorkommen.
Jörg Helbig: "Ich mache gerne Lehrveranstaltungen zur Kultur der 60er-Jahre und eben einmal auch zu den Filmen über die Beatles. Damals hatte ich circa 50 Filme zusammen und dachte mir, daraus könnte man bestimmt einen schönen Artikel machen. Dann wurden daraus schnell über 100 Filme und so entstand das Buch.
John-Lennon-Zitat: "Nothing is Beatle proof!"
… also, "Nichts ist vor den Beatles sicher", sagt John Lennon in dem Zeichentrickfilm "Yellow Submarine". Mit dem Zitat überschreibt Jörg Helbig die Einleitung zu seinem Buch. Denn die Beatles setzten ab den 1960er-Jahren in fast allen Bereichen der Popkultur neue Akzente. Der Film war neben der Musik ein wichtiges Medium, mit dem die Pilzköpfe die Jugend ihrer Zeit entscheidend beeinflusst haben.

Über 200 Beatles-Filme im Buch

Jörg Helbigs Enzyklopädie ist bisher das einzige wirklich umfassende Werk über die Beatles-Filme.
"Ich könnte mir vorstellen, dass es daran liegt, dass viele dieser Filme relativ unbekannt sind und auch schwer ausfindig zu machen sind. Es bedeutet viel Arbeit, sich damit zu befassen. Vielleicht hat das viele abgeschreckt."
Die meisten vorhandenen Bücher konzentrieren sich deshalb auf die fünf bekanntesten Spielfilme der Fab Four, "Yellow Submarine", "Let It Be", "A Hard Day’s Night", "Help" und "Magical Mystery Tour". Jörg Helbig hat natürlich über alle diese Filme jeweils einen ausführlichen Artikel geschrieben. Der Autor will jedoch zeigen, dass es weitaus mehr interessante Werke gibt. Insgesamt haben es über 200 Titel in das Buch geschafft.
"Also ich habe insgesamt drei Kriterien angesetzt: Natürlich mussten alle Filme vorkommen, in denen die Beatles oder zumindest einer der Beatles persönlich beteiligt war. Das zweite Kriterium waren Spielfilme, in denen die Beatles durch Schauspieler dargestellt werden. Und drittens war es eine Kategorie von Filmen, wo die Beatles zwar nicht persönlich auftreten, wo sie aber ein zentrales Thema bilden, zum Beispiel in dem deutschen Film 'Paul Is Dead'."
Alle Artikel in "I saw a film today, oh boy" sind weitgehend gleich aufgebaut. Sie folgen dem Muster: Rahmendaten, Inhaltsangabe, Analyse, Rezeption und Vermischtes.

Neues auch für Beatles-Kenner

Jörg Helbig schreibt in verständlicher, aber dennoch nicht zu flacher Sprache. Beatlesfilm-Kenner werden im Buch Bekanntes wiederentdecken und viel Neues finden. Aber es ist nicht zwingend nötig, alle Filme zu kennen. Irgendetwas Interessantes taucht immer auf. Zum Beispiel verrät der Artikel über "Strawberry Fields Forever", dass das Video zu dem Song als Vorläufer der heutigen MTV-Clips gilt.
Oft fällt beim Lesen auf, dass Jörg Helbig an den jeweiligen Filmen viel Freude hatte und diese auch weiterzugeben weiß. Das gilt besonders für "Across The Universe" aus dem Jahr 2007.
"Zum Teil gehen die Dialoge nahtlos in die Songs über und die ganze Handlung hangelt sich an den Songs der Beatles entlang. Das ist großartig gemacht."
Im Analyseteil zu "Across The Universe" zitiert Jörg Helbig speziell die Szene, in der "All My Loving" zum Inhalt eines Dialogs wird.
"I saw a film today, oh boy" ist weitaus mehr als nur eine Enzyklopädie. Denn das Buch vermittelt nicht bloß viele interessante Fakten. Die unterhaltsame Schreibweise macht Lust darauf, selbst nach den Filmen und Soundtracks zu stöbern. Schade ist allerdings, dass wegen der ungeklärten Urheberrechte das Bildmaterial komplett fehlt – obwohl es von den Beatles etliche Fotos und Zeichnungen gibt. Damit würde Jörg Helbigs Werk noch plastischer wirken und die Inhalte würden noch greifbarer sein.

Jörg Helbig : I saw a film today, oh boy! Enzyklopädie der Beatlesfilme
Schüren-Verlag, Marburg 2016
324 Seiten, 24,90 Euro

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