Johan Rockström/Mattias Klum: "Big World Small Planet"

Es ist nicht zu spät - noch nicht

Teberan, ein Jäger auf Borneo, vor gerodeter Landschaft
Teberan, ein Jäger auf Borneo, vor gerodeter Landschaft © Ullstein Verlag
Von Johannes Kaiser |
Der Wissenschaftler Johan Rockström ist kein Untergangsprophet, doch zum Zustand der Erde hat er in "Big World Small Planet" nicht viel Gutes zu sagen. Wir nähern uns unseren "planetarischen Grenzen", warnt er - mit verheerenden Folgen.
"Wir sind zu der Schlussfolgerung gelangt, dass die Menschheit lange Zeit alles falsch gemacht hat."
Deutlicher kann man das Scheitern der bisherigen Umwelt-, Naturschutz- und Klimapolitik wohl kaum formulieren.
Der schwedische Autor Johan Rockström, Direktor des Stockholmer Resilience Centre, ist allerdings kein Untergangsprophet. Es gibt, wie er in mehreren Kapitel belegt, durchaus noch Möglichkeiten, die Erde trotz ihres derzeitigen Zustands zu retten.
Allerdings ist sie durch menschliche Aktivitäten akut bedroht. Geht die Menschheit weiter so verschwenderisch mit ihren natürlichen Ressourcen um, werden diese bald erschöpft sein.
Rockström verweist auf die beunruhigenden Ergebnisse zahlreicher wissenschaftlicher Studien. In Grafiken zeigt der Autor, dass wir von allem zu viel verbrauchen: ob Rohstoffe, Wasser, Düngemittel und Pestizide oder unberührtes Land und fossile Brennstoffe.
Eindrucksvolle Bilder des schwedischen Fotografen Mattias Klum ergänzen den bisweilen etwas trockenen Text, zeigen wunderschöne Natur ebenso wie zerstörte, ausgeräumte Landschaften.

Ausbeuterischer Umgang mit Ressourcen

Dieser ausbeuterische Umgang mit Ressourcen hat dazu geführt, dass wir uns den von Rockström so benannten "Planetarischen Grenzen" nähern. Neun sind seiner Ansicht nach entscheidend für den Zustand der Erde, zumindest in zwei Bereichen sei bereits die kritische Grenze erreicht: Die Aussterberate, der Verlust der Artenvielfalt, liegt jährlich bei 100 Arten pro eine Million. Das ist ein tausendfacher Anstieg gegenüber der Vergangenheit.
Kritisch ist auch der Verbrauch an Phosphor und Stickstoff, zwei chemische Elemente, ohne die die moderne Landwirtschaft nicht existieren kann.
Als weitere Gefahrenbereiche sieht der Experte den Klimawandel und die Änderungen der Landnutzung. Noch liegen Meeresversauerung und Süßwasserverbrauch sowie Ozonabbau in der Stratosphäre im grünen Bereich. Doch das könnte sich rasch ändern. Ist eine planetarische Grenze überschritten, kann das auch auf alle anderen Bereiche katastrophale Auswirkungen haben.
Johan Rockström zeigt aber auch, wie ein nachhaltiger, bewusster Umgang mit den Ressourcen möglich ist, ohne auf Wachstum zu verzichten. So hat zum Beispiel New York City auf eine teure Wasseraufbereitungsanlage verzichtet und statt dessen ein Gebirge im Hinterland unter Naturschutz gestellt, um dann dessen sauberes Wasser ins Wassernetz einzuspeisen. Das spart Milliarden Kosten und hilft der Natur.
Rockström setzt zudem auf technische Innovationen wie Erneuerbare Energien oder Biotechnologie. Letztere könnte neue Nahrungspflanzen entwickeln, um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren.
In drei Bereichen allerdings sollte zukünftig eine Null die Zukunft bestimmen: Null Emissionen durch kompletten Verzicht auf fossile Brennstoffe. Null Verlust von Artenvielfalt und null Ausdehnung von Ackerflächen weltweit.
Noch ist es nicht zu spät, so lautet die Botschaft des Buches. Wenn wir endlich damit anfangen, die verbliebene Schönheit der Erde bewahren.

Johan Rockström/Mattias Klum: Big World Small Planet – Wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten
Ullstein Verlag, Berlin 2016
268 Seiten, 24,00 Euro

"Big World Small Planet" enthält beeindruckender Bilder des Fotografen Mattias Klum aus allen Winkeln dieser Erde. Wir zeigen Ihnen die schönsten:
Ein lebhafter Regenwald umgibt die Iguazú-Wasserfälle an der Grenze zwischen Brasilien und Argentinien.
Ein lebhafter Regenwald umgibt die Iguazú- Wasserfälle an der Grenze zwischen Brasilien und Argentinien.© Ullstein Verlag
Die Milchstraße, fotografiert in Kamerun
Die Milchstraße, fotografiert in Kamerun© Ullstein Verlag
Riffsysteme versorgen nicht nur 250 Millionen Menschen mit Nahrung, sondern sind auch unentbehrlich für viele Meeresarten.
Ein Roter Zackenbarsch schwimmt an einer Roten Kelchkoralle vorbei. © Ullstein Verlag
Mangrovenwälder in Westneuguinea, Indonesien
Mangrovenwälder in Westneuguinea, Indonesien© Ullstein Verlag
Dubai City in den Vereinigten Arabischen Emiraten spiegelt die Herausforderungen nachhaltiger urbaner Entwicklung wider
Dubai City in den Vereinigten Arabischen Emiraten spiegelt die Herausforderungen nachhaltiger urbaner Entwicklung wider © Ullstein Verlag
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