"Alle Jahre wieder ..."
Alle Jahre wieder wird die Adventszeit in deutschen Landen mit Hunderten Aufführungen von Bachs Weihnachtsoratorium "geschmückt“. Theologisch gesehen sind sie vor dem Fest zwar falsch platziert, dennoch gehören sie aber für viele Menschen ebenso in die Vorweihnachtszeit wie Tannengrün und Adventskerzen.
Denn eigentlich schrieb der Thomaskantor seine sechs Kantaten für die Zeit zwischen dem ersten Weihnachtsfeiertag und dem Dreikönigsfest. Nicht desto trotz hat die Hörerbegeisterung, ebenso wie die der Interpreten, das Weihnachtsoratorium zum populärsten Werk Johann Sebastians überhaupt werden lassen.
Für viele Dirigenten, die im Bereich der historisch orientierten Aufführungspraxis tonangebend sind, stand der Kantatenzyklus mit am Anfang ihrer Bach-Diskographien. Ähnliches gilt – cum grano salis, denn er war damals vor allem als Tastenmusiker schon lange ein erfahrener Interpret - auch bei Ton Koopman, dem Gesprächsgast dieser Sendung, der das Weihnachtsoratorium auf CD parallel zu den ersten Einspielungen seiner inzwischen abgeschlossenen Kantaten-Gesamtaufnahme interpretierte.
Weil das inzwischen schon anderthalb Jahrzehnte zurückliegt, kann Koopman jetzt mit einigem geklärten Abstand sowie der Erfahrung vieler seitheriger Live-Aufführungen auf das damalige Unternehmen zurückschauen und auch Stellung zu einigen seither aufgekommenen Debatten – etwa um die Besetzungsstärke von Bachs Chören – beziehen. Neben Ton Koopmans eigener Einspielung stellt Gerald Felber in der Sendung unter anderem solche unter Leitung von René Jacobs, John Eliot Gardiner, Peter Schreier, Karl Richter und Jos van Veldhoven vor.