Slowenisches Radio-Sinfonie Orchester
Leitung: Johannes Kalitzke
Christliche Lebensläufe
Zwei Sinfonische Dichtungen prägen den Abend. Liszt wendet sich in seinem Spätwerk „Von der Wiege bis zum Grabe“ einem religiösen Rückblick des Lebens zu. Hindemith setzt in „Mathis der Maler“ die Bilder des Isenheimer Altars von Matthias Grünewald in Musik.
Franz Liszt ist berühmt durch seine hochvirtuosen Klavierwerke, mit denen er sich seine Karriere aufbaute. Doch am Ende seines Lebens verlässt er diesen Weg der bloßen Show. Die letzten Klavierwerke, die er komponierte, sind von einer ergreifenden, ruhigen Einfachheit geprägt.
Und auch sein letztes Orchesterwerk zeigt Franz Listz von einer ganz anderen Seite. Ein sakraler Ton durchzieht seine 1881 komponierte Sinfonische Dichtung "Von der Wiege bis zum Grabe".
Man könnte das Werk als philosophische Auseinandersetzung mit den Themen Geburt, Lebenskampf und Tod mit folgender Wiedergeburt "lesen". Die Sätze lauten "Die Wiege", "Der Kampf um’s Dasein", "Zum Grabe: Die Wiege des künftigen Lebens.
Sakrale Einfachheit
Ein ausgedünntes letztes Werk, in dem man an frühe Kirchenmusik wie Gregorianik denken könnte. Als Botschaft setzt Liszt die Hoffnung in der Wiedergeburt, eine Sehnsucht nach Unschuld.
Lange wurde das Werk von einer großen Liszt-Fraktion als später Irrtum abgetan. Doch Dirigenten der Moderne haben es als wichtiges Stück reanimiert.
Lebenslauf in der Reformation
1933 nimmt Paul Hindemith die Arbeit zu seiner Oper "Mathis der Maler" auf. Darin erzählt er die Geschichte eines Malers, der auf die Beschäftigung mit dem Renaissancemalers Matthias Grünewald zurückgeht.
In der Oper gibt Mathis in den Wirren der Reformation seine Kunst auf, um sich mit den Bauern im Freiheitskampf zu solidarisieren.
Politische Anfechtung trotz enormen Erfolges
Der Erfolg der Oper und der Sinfonie waren durchschlagend. Gleich nach der Uraufführung wurden beide Werke in vielen Städten in den Spielplan aufgenommen. Hindemith wurde gefeiert.
In den Anfängen des Nazi-Regimes war dies ein politisches Bekenntnis. Gegner des Komponisten mobilisierten sich. Die politischen Angriffe auf Paul Hindemith nahmen Fahrt auf.
Altar als Inspirationsquelle
Die Sinfonie ist noch vor der Oper entstanden, wurde aber etwas später in ihren Teilen vollständig als Zwischenspiele aufgenommen. Das Werk ist ein tönendes Triptychon und orientiert sich am berühmten Isenheimer Altar, der mit seinen verschiedenen Schautafeln je nach Kirchenjahrverlauf unterschiedlich gezeigt wurde. Die drei Sätze lauten: "Engelkonzert", "Grablegung" und "Versuchung des heiligen Antonius".
Paul Hindemith folgt in diesem Werk seiner ganz eigenen Musikästhetik. So schreibt er zum Beispiel keine Tonarten mehr vor.
Solisten im Orchester vereint
Nina Senk komponierte ihr Konzert für Orchester im Jahr 2019. Beeinflusst wurde sie dabei zum Beispiel von Bela Bartók, der auch ein Konzert für die gesamte Orchesterformation komponierte und dabei immer neuen, kleinen Kammermusikformationen solistische Aufgaben zusprach.
Zudem bekennt sich Nina Senk zur Tradition von Witold Lutosławski und Zoltán Kodály. Die klassische Orchesterordnung wird bei ihr aufgehoben, auch durch den Auftritt einer siebten Bratsche. Hier ist eine Brücke zu Hindemith gelegt, der auch als Bratscher auftrat und für das Instrument vielseitig komponierte.
Aufzeichnung des Konzertes am 20. Februar 2020 in Cankarjev Dom Ljubljana
Franz Liszt
Von der Wiege bis zum Grabe. Sinfonisches Poem
Von der Wiege bis zum Grabe. Sinfonisches Poem
Nina Senk
Konzert für Orchester
Konzert für Orchester
Paul Hindemith
Sinfonie "Mathis der Maler"
Sinfonie "Mathis der Maler"