Johano Strasser zum "Spiegel"-Artikel

Botho Strauß zündelt wieder

Johano Strasser im Gespräch mit Anke Schaefer und Christopher Ricke |
Im "Spiegel" warnt der Dramatiker Botho Strauß vor einer "Flutung des Landes mit Fremden" und sieht das Ende der deutschen Geistesgeschichte gekommen. "Ein ziemlich wehleidiger Abgesang" ist das, findet der Publizist, Schriftsteller und ehemalige Präsident des deutschen PEN-Zentrums, Johano Strasser.
1993 hat Botho Strauß mit seinem Essay "Anschwellender Bocksgesang" einen der umstrittensten Texte der Nachwendezeit geschrieben - jetzt legt er nach und skizziert in dem Debattenbeitrag "Der letzte Deutsche" den Untergang der nationalen Kultur vor dem Hintergrund der Zuwanderung. Bedenklich sei das, sagt Johano Strasser.
Der Text sei sehr rückwärtsgewandt, so der Publizist im Deutschlandradio Kultur.
"Er ist getragen von kulturellem Schmerz und einer Untergangserwartung."
Gegen Veränderungsprozesse wie den derzeitigen sei schon immer "dieser Singsang" mobilisiert worden. Strasser:
"Ich habe immer den Eindruck beim Lesen: Hier spricht ein sehr vereinsamter, sich selbst in seiner Einsamkeit auch stilisierender Mensch."
Johano Strasser, deutscher Politologe, Publizist und Schriftsteller
Johano Strasser, deutscher Politologe, Publizist und Schriftsteller© picture alliance / dpa / Erwin Elsner
Um eine Glosse, wie der Text überschrieben sei, handele es sich sicher nicht, sagt der Publizist.
"Eine Glosse ist immer etwas, wo der Autor auch seine eigenen Stereotypen und Denkgewohnheiten lächelnd in Frage stellt. Und von dieser Infragestellung der eigenen Position kann hier überhaupt keine Rede sein."
Stattdessen steckten in dem Text "alle möglichen kleinen Verbeugungen vor rechten, populistischen Strömungen."
Botho Strauß setzte in seinem Debattenbeitrag auf Codewörter und Signalbegriffe - und darauf, dass sie etwas auslösten. Eine klare Position sei nicht erkennbar, außer kulturellem Schmerz und der Vorstellung, "dass alles den Bach runtergeht."
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