Happy Birthday, Mister President!
Heute ist der 100.Geburtstag von JFK. John F. Kennedy war nicht nur der meistbesungene amerikanische US-Präsident, er hatte auch selbst ein sehr spezielles Verhältnis zur Musik. Und zu einer Frau, die ihm singend zum Geburtstag gratulierte.
Die begehrteste Frau ihrer Epoche singt dem Präsidenten ein Geburtstagsständchen - und alle Welt weiß, dass da mehr ist zwischen Marylin Monroe und John F.Kennedy. Kennedy ist einer dieser Vorher/Nachher-Präsidenten. Nach ihnen ist nichts mehr wie vorher.
Barack Obama war der erste Afroamerikaner im Weißen Haus, Hillary Clinton wäre die erste Frau gewesen, ihr Mann Bill galt als Rock´n´Roll-Präsident. John F. Kennedy war der erste Präsident des Pop-Zeitalters, der große Kommunikator mit einem Gespür für die neuen Medien, für den massenwirksamen Auftritt und für die populäre Parole.
John F. Kennedy: "Ich bin ein Berliner."
Der Pop-Präsident Kennedy war ein Liebhaber der Frauen, und er war ein Liebhaber der populären Musik.
"Blue skies”, Frank Sinatra, noch so ein amerikanischer Gigant, besingt den blauen Himmel. Ein Lieblingslied von John F. Kennedy, der Präsident ist großer Sinatra-Fan. Das erzählt der US-Autor Timothy English in einem Essay über die musikalischen Seiten des JFK.
Hoffnungsvoller und sorgloser Optimismus
Der Song "Blue Skies" symbolisiere den ebenso hoffnungsvollen wie sorglosen Optimismus, den der junge Präsident Kennedy ausstrahlt, meint der Autor. Von "Kennedy-Wetter" sprechen Amerikaner, wenn die Sonne vom blauen Himmel strahlt. Und wenn Engel reisen, lacht bekanntlich der Himmel.
"I Love Paris”, Les Baxter und sein Orchester. Ich liebe Paris im Frühling, denn es erinnert mich an Schweden im Sommer. Mag der Präsident gedacht haben. Im Sommer 1955 besucht Kennedy, damals noch Senator von Massachusetts, seine Geliebte Gunilla von Post in ihrer schwedischen Heimat. Im Auto erkunden sie die Schönheiten der Landschaft und der künftige Präsident singt: "I love Paris ...". Dabei scheint im Leben des JFK keineswegs immer nur die Sonne.
In seinem Leben schien nicht nur die Sonne
Der "September Song” von Kurt Weill, gesungen von Walter Huston, angeblich das absolute Lieblingslied des Präsidenten. In seinen jungen Jahren hat Kennedy schon viel Leid gesehen, Unfalltode in der Familie, er selbst hat immer wieder mit schweren Krankheiten zu kämpfen. Das macht empfänglich für die Melancholie des "September Song”.
Schon mit Anfang Dreißig fühlt sich Kennedy wie im September seines Lebens, so ein guter Freund. Also lebt er für den Augenblick, jeder Tag könnte der letzte sein. Klingt schwer nach der Rock´n´Roll-Kerze, die von beiden Seiten brennt.
Seine Lieblingssongs erzählen sein Leben
Und es klingt schwer danach, als sollten seine Lieblingssongs die Geschichte seines Lebens erzählen. Als wollte er sich spiegeln, in den Liedern seines Lebens, als sollte etwas vom Glanz dieser Musik abfärben auf ihn, den Präsidenten aus der berühmten Familie Kennedy: Jackie und JFK, das Glamourpaar im Weißen Haus, geliebt und verfolgt vom Boulevard, aber auch: der Womanizer im Weißen Haus, ein attraktiver Mann mit vielen mehr oder weniger öffentlichen Affären.
Und einem öffentlichen Tod. Den "September Song” hat Kennedy immer wieder gern gesungen. So auch bei einer Familienfeier im Landhaus in Palm Beach vor seiner letzten Reise nach Dallas/Texas am 22. November 1963. Ein Augenzeuge will sich erinnern, dass John F. Kennedy den "September Song” nie so überzeugend gesungen habe wie an diesem Abend.
Die Dead Kennedys spuckten auf den Mythos
"Ich bin der Imperator Ronald Reagan, wiedergeboren mit faschistischen Gelüsten", singt 1981 eine kalifornische Punkband über den ehemaligen kalifornischen Gouverneur und frisch gewählten Präsidenten Ronald Reagan. Noch so ein Vorher/Nachher-Phänomen, Reagan ist der erste Hollywood-Präsident. Aber hier soll es nicht um Reagan gehen, sondern um die musikalischen Seiten des John F. Kennedy. Der Name der kalifornischen Punkband ist: The Dead Kennedys.
Im klassischen Punkgestus spucken die Dead Kennedys auf den nationalen Mythos der Kennedys mit samt ihren so spektakulären wie tragischen Todesfällen. Keine Familie wurde in der Pop-Musik häufiger besungen, von den Rolling Stones wie von Eminem, von Sting wie von den Byrds. Und keiner hat die zwiespältige Faszination dieser Familie besser in Worte gefasst als Lou Reed in seiner Erinnerung an den Tag, den – angeblich - keine Amerikanerin, kein Amerikaner vergessen wird: der Tag, als John F.Kennedy starb.