John Lennon in Briefen und Notizen
Mehr als 400 Seiten sorgfältig editiere Briefe, Karikaturen, Zettelchen von und für den 1980 verstorbenen Sänger der Beatles John Lennon hat Hunter Davies zusammengetragen. Die Geschichten zu den Stücken sind genauso spannend wie die Funde selbst.
Eigentlich dürfte von John Lennon, dem Gründer und intellektuellen Vordenker der Beatles, alles Wissenswerte veröffentlicht sein. Doch Hunter Davies, einziger von den Beatles autorisierter Biograf der Band, hat noch einmal eine bislang wenig beachtete Seite des 1980 ermordeten Musikers erschlossen: er sammelt seit 30 Jahren Schriftstücke von Lennon und hat 284 in der ganzen Welt verstreute persönliche Briefe und Postkarten an Familienangehörige, Bandkollegen sowie Mitarbeiter, Notizen und Kommentare, Karikaturen, Autogrammzettelchen für Fans, aber auch so banale Dinge wie Einkaufszettel aufgespürt und in einem umfangreichen Buch veröffentlicht.
Diese zwischen 1951 und 1980 von Lennon verfassten Schriftstücke ergeben in ihrer Gesamtheit, mehr noch als die von dem Künstler selbst veröffentlichten Bücher "In His Own Write" und "A Spaniard In The Works", einen unverstellten Blick auf die Privatperson John Lennon, der sich abseits der hysterischen Beatlemania mal verletzlich, liebenswert und humorvoll, dann aber auch wütend, sarkastisch und arrogant, meist jedoch höchst pfiffig und mit sprühendem Witz äußert; wie in seinen Briefen an Tante Mimi, bei der er als Scheidungskind in Liverpool aufwuchs, in den schriftlichen Liebesschwüren an seine erste Frau Cynthia und im Schriftverkehr mit seinem Vater, zu dem erst sehr spät ein halbwegs normaler Kontakt zustande kam.
Alle Schriftstücke sind als vierfarbige Faksimiles abgedruckt und mit Übersetzungen und Kommentaren des Autors versehen, die den historisch geordneten Autographen eine biografische Klammer geben. Zudem hat Davies die Fundgeschichten der jeweiligen Stücke hinzugefügt, die allein schon spannend und unterhaltsam sind. Denn viele von ihnen waren nicht etwa im Besitz reicher Sammler, sondern oft bei Fans der frühen Jahre, Familienangehörigen oder Musikerfreunden, die diese wie einen Schatz hüteten. Einige erinnerten sich erst durch die Kontaktaufnahme von Davies an ihre Lennon-Kleinode, andere wurden durch den Verkauf eines Erinnerungsstücks ausfindig gemacht. Tatsächlich sind persönliche Briefe des Ex-Beatles mittlerweile sehr teure, gesuchte Exponate, die auf großen Auktionen zu horrenden Preisen gehandelt werden.
Umso höher ist die von Hunter Davies geleistete Arbeit einzuschätzen, denn die Schriftstücke sind vorerst nur in diesem Buch im Zusammenhang zu sehen und zu lesen. Auch wenn einzelne Papiere vielleicht manchmal unerheblich und banal erscheinen: aus ihrer Gesamtheit ergibt sich der historische Wert des Konvoluts.
Dass sich im Buch keine Briefe an Yoko Ono finden, liegt nicht etwa daran, dass seine Witwe ihre private Schatulle nicht öffnen wollte, sondern einfach daran, dass die beiden so gut wie nie getrennt waren - und wenn doch, bis zu zwanzig Mal am Tag miteinander telefonierten.
"The Lennon Letters" mit den schriftlichen Hinterlassenschaften von John Lennon sind eine wunderbare, unterhaltsame Spurensuche; ein Buch über eine der interessanten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Der abschließende Satz in Yoko Onos Vorwort: "Das hast Du gut gemacht, Hunter", trifft die Sache genau.
Besprochen von Uwe Wohlmacher
Hunter Davies: "The John Lennon Letters - Erinnerungen in Briefen"
Aus dem Englischen übersetzt von Helmut Dierlamm und Werner Roller
Piper Verlag, München 2012
416 Seiten, 39,99 Euro
Diese zwischen 1951 und 1980 von Lennon verfassten Schriftstücke ergeben in ihrer Gesamtheit, mehr noch als die von dem Künstler selbst veröffentlichten Bücher "In His Own Write" und "A Spaniard In The Works", einen unverstellten Blick auf die Privatperson John Lennon, der sich abseits der hysterischen Beatlemania mal verletzlich, liebenswert und humorvoll, dann aber auch wütend, sarkastisch und arrogant, meist jedoch höchst pfiffig und mit sprühendem Witz äußert; wie in seinen Briefen an Tante Mimi, bei der er als Scheidungskind in Liverpool aufwuchs, in den schriftlichen Liebesschwüren an seine erste Frau Cynthia und im Schriftverkehr mit seinem Vater, zu dem erst sehr spät ein halbwegs normaler Kontakt zustande kam.
Alle Schriftstücke sind als vierfarbige Faksimiles abgedruckt und mit Übersetzungen und Kommentaren des Autors versehen, die den historisch geordneten Autographen eine biografische Klammer geben. Zudem hat Davies die Fundgeschichten der jeweiligen Stücke hinzugefügt, die allein schon spannend und unterhaltsam sind. Denn viele von ihnen waren nicht etwa im Besitz reicher Sammler, sondern oft bei Fans der frühen Jahre, Familienangehörigen oder Musikerfreunden, die diese wie einen Schatz hüteten. Einige erinnerten sich erst durch die Kontaktaufnahme von Davies an ihre Lennon-Kleinode, andere wurden durch den Verkauf eines Erinnerungsstücks ausfindig gemacht. Tatsächlich sind persönliche Briefe des Ex-Beatles mittlerweile sehr teure, gesuchte Exponate, die auf großen Auktionen zu horrenden Preisen gehandelt werden.
Umso höher ist die von Hunter Davies geleistete Arbeit einzuschätzen, denn die Schriftstücke sind vorerst nur in diesem Buch im Zusammenhang zu sehen und zu lesen. Auch wenn einzelne Papiere vielleicht manchmal unerheblich und banal erscheinen: aus ihrer Gesamtheit ergibt sich der historische Wert des Konvoluts.
Dass sich im Buch keine Briefe an Yoko Ono finden, liegt nicht etwa daran, dass seine Witwe ihre private Schatulle nicht öffnen wollte, sondern einfach daran, dass die beiden so gut wie nie getrennt waren - und wenn doch, bis zu zwanzig Mal am Tag miteinander telefonierten.
"The Lennon Letters" mit den schriftlichen Hinterlassenschaften von John Lennon sind eine wunderbare, unterhaltsame Spurensuche; ein Buch über eine der interessanten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Der abschließende Satz in Yoko Onos Vorwort: "Das hast Du gut gemacht, Hunter", trifft die Sache genau.
Besprochen von Uwe Wohlmacher
Hunter Davies: "The John Lennon Letters - Erinnerungen in Briefen"
Aus dem Englischen übersetzt von Helmut Dierlamm und Werner Roller
Piper Verlag, München 2012
416 Seiten, 39,99 Euro