John Mair: "Es gibt keine Wiederkehr"
Aus dem Englischen von Jakob Vandenberg
Elsinor Verlag, Coesfeld 2021
264 Seiten, 18 Euro
Polit-Thriller mal schön bescheuert parodiert
02:51 Minuten
"Es gibt keine Wiederkehr" von John Mair spielt vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs, die Verfolgungsjagden nerven noch mehr als in anderen Romanen und am Ende kommt auch noch ein elitärer Esel. Trotzdem hat es ein kleines Denkmal verdient.
"Es gibt keine Wiederkehr", der erste und einzige Roman des Engländers John Mair aus dem Jahr 1941, gehört zu der Sorte Bücher, die zunächst vergessen, hin und wieder über die Jahrzehnte hinweg an mehr oder weniger prominenten Stellen auftauchen, um dann wieder zu verschwinden, bis sie abermals entdeckt werden. Für den deutschen Sprachraum hat ihn jetzt der kleine Elsinor Verlag erstmals übersetzen lassen und als "Klassiker des Polit-Thrillers" positioniert.
Desmond Thane ist Boulevardjournalist, eloquent, gebildet, ein wenig vom Ennui geplagt und anscheinend ein rechter Zyniker. Eher versehentlich bringt er seine Geliebte um, nicht ahnend, dass sie Agentin im Dienst einer obskuren Organisation war. Diese ultrageheime "Organisation", die im Hier und Jetzt des Romans, also 1940, 1941, ihr Unwesen treibt, besteht aus Nazis, die radikaler sind als die real existierenden Nazis, aus Stalinisten, denen der Stalinismus zu schlaff ist, aus italienischen Faschisten, denen der Faschismus zu lau erscheint, und britischen Geheimdienstlern, die auch irgendwie unzufrieden sind.
Weil Thane beim Versuch, den Mord zu vertuschen, eine verschlüsselte Liste hat mitgehen lassen, ist die Organisation jetzt hinter ihm her. Sie weiß alles, sie kann ihn verfolgen, ihn gefangen nehmen, ihn ein wenig foltern – er entkommt, wird wieder gefangen, bringt Verfolger um, entkommt wieder, bis sich das Spiel wiederholt. Am Ende gelingt es ihm, bis zum Kopf der bis dahin als omnipotent erscheinenden Organisation vorzustoßen. Der aber ist ein verschrumpelter übellauniger alter Aristokrat, der von der Tyrannei einer intellektuellen Elite deliriert. Das Ungeheuer, so resümiert Thane am Schluss, ist nichts als ein "größenwahnsinniger Esel".
Man sieht deutlich: "Es gibt keine Wiederkehr" ist eine Parodie auf die Polit-Thriller seiner Zeit, auf die Verschwörungen bei Eric Ambler, auf die stramm patriotischen Thriller von John Buchan und anderen, bei denen pausenlos Leute auf der Flucht sind. Mair übernimmt solche Grundkonstellationen und überzeichnet sie wollüstig. Bescheuerter als die "Organisation" geht es kaum noch, die Verfolgungsjagden nerven noch mehr als die der Vorlagen.
Ein amüsantes Einzelstück
Viele Dialoge, vor allem wenn Thane virtuos andere Menschen manipuliert, sind die Highlights des Buches, sie könnten direkt aus den beliebten Screwball-Comedies der 1930er-Jahre stammen. Und so erweist sich dieser exhumierte Roman als durchaus vergnügliche Lektüre, als amüsantes Einzelstück.
Mair kam 1942 während seiner Ausbildung als RAF-Pilot ums Leben, deswegen kann man nicht einmal vermuten, wie er sich als Autor entwickelt hätte. Eine freundliche Rezension von George Orwell verhallte folgenlos, produktionsästhetische Folgen hatte der Roman auch keine. Insofern ist "Klassiker" eher ein werbliches Prädikat, aber ein kleines Denkmal in der Literaturgeschichte hat "Es gibt keine Wiederkehr" schon verdient.