Es geht mehr darum, die Geschichten hinter den Platten zu entdecken, als die Musik zu hören.
Musiksammlung von John Peel
Der legendäre Radio-DJ John Peel begann in den 60er-Jahren bei der BBC und hat die Karrieren vieler Musiker und Bands geprägt. Sein Lieblingssong ist "Teenage Kicks" von den Undertones. © imago images / Mary Evans
Mit 150.000 Platten auf Entdeckungstour
11:27 Minuten
John Peel war Kult und seine Plattensammlung legendär. Nun dient sie dem Sohn des verstorbenen DJs dafür, um in einem Podcast in die Musikgeschichte einzutauchen. 150.000 Scheiben liefern dafür viel Material.
Tom Ravenscroft hat ein einzigartiges Stück Popgeschichte geerbt. Es ist nicht nur eine riesige Plattensammlung, sondern vielleicht auch die bedeutendste einer Einzelperson: die seines Vaters John Peel.
Die 2004 in Peru gestorbenen DJ-Legende der britischen Rundfunkanstalt BBC hat die Karrieren von Bands wie „The Fall“, „The Untertones“ und „White Stripes“ entscheidend befördert und großen Einfluss auf die Musikgeschichte gehabt.
Rund 150.000 Scheiben dürften es sein, die auf einer Farm Peel Acres in der Grafschaft Suffolk gelagert sind, schätzt Ravenscroft. Er hat den Bestand meterweise gemessen und dann hochgerechnet.
150.000 Platten sind eine große Verantwortung
Segen und Last zugleich sei es, diese Sammlung voller wunderbarer Musik zu haben, sagt Ravenscroft über das Erbe: „Damit ist natürlich eine hohe Verantwortung verbunden.“ Langfristig sei noch nicht klar, was mit der Sammlung passieren soll.
Aktuell ist die John-Peel-Sammlung Grundlage eines Podcasts seines Sohns, der inzwischen selbst DJ beim Musiksender BBC 6 Music ist. Für "Peels Acre", benannt nach dem Anwesen des Vaters, durchstöbert Ravenscroft gemeinsam mit seinen Gästen die Platten: Erster Gast war Damon Albarn, Sänger und musikalischer Kopf der Band „Blur“.
Es geht vor allem um die Entdeckung von Geschichten, erläutert Ravenscroft, denn es handele sich um keine normale Plattensammlung. „Die Platten sind über Musiker zu ihm gekommen, die die Sachen teilweise nur in kleinen Auflagen gepresst haben. Teilweise wurden Platten auch von normalen Leuten gekauft und an ihn geschickt. Jede Platte hat also ihre eigene kleine Geschichte", sagt der Podcaster.
Den Musiknerd raushängen lassen
Natürlich werde auch über die Musik und die Karriere der Gäste gesprochen. Das sei auch einer der Gründe, warum die teils sehr beschäftigten Musiker kämen. Sie seien eben auch Fans und selbst Plattensammler: "Ihnen geht es auch darum, mal den Musiknerd raushängen zu lassen", sagt Ravenscroft.
Auf die Idee zum Podcast sei er im Corona-Lockdown gekommen, sagt der 42-Jährige. Er habe die Sammlung zehn Jahre nicht angerührt und dann sei er sechs Monate daheim gewesen.
Damals sei auch kaum neue Musik veröffentlicht worden, die er für seine Sendung verwenden konnte. "Was macht man da?“ Irgendwann habe er gesagt: „Warum dauernd im Internet gucken, wenn 150.000 Platten bei mir im Keller stehen.“
Daraus sei schließlich die Idee zum Podcast entstanden. Das gebe ein gutes Gefühl, sagt Ravenscroft. Nun stünden die Platten seines Vaters nicht bloß rum, sondern hätten wieder einen Sinn. Für ihn sei das eine Erleichterung.