John von Düffel: "Schwimmen"
dtv, München 2004
112 Seiten, 10,90 Euro
Von Meditierern, Wettkämpfern und Planschern
08:46 Minuten
Die Freibäder machen auf - zumindest in Sachsen und Nordrhein-Westfalen. Der passionierte Schwimmer und Autor John von Düffel freut sich darauf, inner- und außerhalb des Beckens Sozialstudien betreiben zu können.
Es geht wieder los: Pünktlich mit den ersten Sonnenstrahlen sind die ersten Freibäder wieder geöffnet – Nordrhein-Westfalen und Sachsen sind die ersten Bundesländer, in denen trotz Corona unter freiem Himmel im Chlorwasser geplanscht werden darf. Ein Revival feiert dabei die Poolnudel – als Abstandshalter, um beim Bahnenschwimmen die 1,50 Meter zu gewährleisten.
Der Schriftsteller und passionierte Schwimmer John von Düffel freut sich "wahnsinnig, das Schwimmbad wieder als Freiraum zu erleben". Ob und wie die strengen Abstandsregeln im Wasser funktionierten, werde eine spannende Erfahrung sein.
"Ich glaube, der wahre Schwimmer freut sich über den Abstand. Bei den Familien und bei den Kindern ist es sicherlich anders – die sind zum Planschen da." Aber da alle in den letzten Wochen etwas gelernt hätten, könne es gutgehen.
Seine unbedingte Empfehlung lautet deshalb: "Rein ins Wasser. Und das kleine Gesundheitsrisiko, das man dabei eingeht, das immer besteht, wenn Menschen sich etwas näherkommen, das wird aufgewogen durch die Gesundheit, die man durch das Wasser bekommt." Es sei "richtig und wichtig", dass das Experiment der Wiedereröffnung gewagt werde.
Was im Becken und am Beckenrand stattfindet
Das Freibad als Soziotop lade, abgesehen vom Schwimmen, auch zu interessanten Sozialstudien ein, sagt von Düffel, der 2004 mit "Schwimmen" eine philosophische Betrachtung über seinen Lieblingssport geschrieben hat: Da gebe es die Meditierer, die Wettkämpfer oder auch die Planscher.
"Da zeigt sich ein gewisser Charakterzug. Deshalb ist es auch immer eine Gesellschaftsstudie: Was findet im Becken statt – und was findet vor allem auch am Beckenrand statt."
(mkn)