20. Todestag Johnny Cash

Der lange Weg zum "Man in Black"

Ein Graffiti mit dem Abbild von Johnny Cash an einer Häuserwand in Berlin. Links steht "Johnny".
Seine erste Band hat Johnny Cash in Deutschland gegründet. Graffiti in Berlin. © picture-alliance / ZB / Arno Burgi
Von Ben Ebeling · 12.09.2023
Vor 20 Jahren starb Johnny Cash. Heute wird der Country-Sänger von fast allen geliebt, egal ob jung oder alt. Unser Autor fremdelte lange mit ihm, bis er schließlich die Musik des späten Cashs entdeckte.
Zu Johnny Cashs 20. Todestag kann ich es zugeben: Ich konnte früher mit seiner Musik nichts anfangen. Cash war für mich Country und damit verband ich Bands wie Truck Stop. Die sangen „Take it easy, altes Haus“ und wer so was hörte, trug in seiner Freizeit auch Cowboy-Hut, Lederjacke mit Fransen und Stiefel mit Sporen. Was im mittleren Westen der USA sinnvoll sein mag, kommt in Berlin-Neukölln merkwürdig rüber.
Erst das erste Album der „American Recordings-Reihe“ ließ mich aufhorchen: Das war Johnny Cash pur. Nur seine tiefe Stimme und seine gezupfte Gitarre. Lieder von Tom Waits oder später von Nine Inch Nails in ganz kleiner Besetzung. Das hat mich berührt.

Mit 62 Jahren wurde Johnny Cash zum Idol der Enkel-Generation

Und ich war nicht allein mit meiner Begeisterung. Der Musikkritiker Steve Turner schrieb in seiner Biografie „Ein Mann namens Cash“: „Ein 62-jähriger Baptist aus Arkansas wurde zum Idol einer radikal ratlosen Enkelgeneration, die im Wertechaos der Postmoderne und in den Zynismen des entfesselten globalen Marktes plötzlich eine durch und durch ehrliche, authentische Stimme hörten.“
Auch wenn ich nicht sicher bin, ob ich zu der „radikal ratlosen Enkelgeneration“ gehöre: Mich hat Cash für den Country gewonnen. So kann sich das auch anhören: klischeefrei, keine juchzenden Geigen, keine Square-Dance-Seligkeit. Sondern auf das Wesentliche reduzierte Lieder über ewige Themen. Und spätestens, als Cash auf "American III: Solitary Man" Songs wie "I Won't Back Down" von Tom Petty oder "One" von U2 klingen ließ, als seien sie für ihn geschrieben, wurde mir klar: Ich bin Fan von Johnny Cash.
Aber Cash war mehr als Country, er haderte selbst mit dieser Musik. Er war auch Rock ’n’ Roll. Dementsprechend wurde Cash sowohl in die "Country Music Hall of Fame", als auch in die "Rock and Roll Hall of Fame" aufgenommen.
Vor allen Dingen sah er sich als politischen Künstler. Und erreichte mit seiner Musik viele unterschiedliche Menschen: von Konservativen auf dem Land bis zu Demonstrierenden gegen den Krieg in Vietnam. Cash sprach für Not leidende Farmer und kämpfte für die Rechte der indigenen Völker der USA.

Wie Elvis war Johnny Cash als Soldat in Deutschland

Seine erste Gitarre kaufte sich Johnny Cash in Deutschland. Wie Elvis war auch Cash "GI in Germany". Im Landsberger Musikhaus Ballach erwarb er die Gitarre, mit der er später seine erste Band gründet - die "Landsberg Barbarians".
Zu Cashs 20. Todestag am 12. September wird einiges geboten. Der Comic über sein Leben, "Cash - I see a darkness", von Reinhard Kleist wird neu aufgelegt, in den USA ist er "live" auf der Bühne zu erleben: Bei "Johnny Cash – The Official Concert Experience" spielt eine Band seine Lieder, während alte Videoaufnahmen vom "Man in Black" zugespielt werden. Ich höre mir einfach seine zeitlosen Songs an.
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