Amber Heard vs. Johnny Depp

(K)eine ganz normale Schlammschlacht?

32:37 Minuten
Nahaufnahme von Amber Heard im Gerichtssaal, die sich, halb von ihrem blonden Haar verborgen, Tränen mit einem Taschentuch abwischt.
Die Gerichtsverhandlung Johnny Depp gegen Amber Heard ist eine Schlammschlacht sondergleichen. Im Netz scheint das Urteil bereits gefällt. © picture alliance / Associated Press / Kevin Lamarque
Moderation: Emily Thomey und Elena Gorgis · 19.05.2022
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Johnny Depp und Amber Heard tragen vor Gericht eine Schlammschlacht um ihre ehemalige Beziehung aus. Warum der Prozess mehr als nur Futter für die Boulevardpresse ist, darüber sprechen wir mit der Popkulturwissenschaftlerin Annekathrin Kohout.
In einem Artikel in der Washington Post aus dem Jahr 2018 bekannte sich die Schauspielerin Amber Heard dazu, Opfer häuslicher Gewalt geworden zu sein. Wenn man wollte, konnte man aus den Zeilen herauslesen, dass es um ihren Ex ging, Hollywoods Publikumsliebling Johnny Depp. Bereits zuvor hatte die britische Boulevardzeitung "The Sun" über Vorwürfe gegen Depp berichtet und ihn als "Frauenschläger" bezeichnet.*
Depp klagte dagegen und verlor – nicht nur den Prozess, sondern auch lukrative Rollen. In einem zweiten Prozess klagt er jetzt gegen Heard, wegen Rufschädigung. Es geht um viel Geld, Depp will seine Ehre retten. Wohl deshalb hat er auch durchgesetzt, dass der Prozess in Fairfax, Virginia live gestreamt wird.

„Jack Sparrow“ gegen „braves Mädchen“

Also verfolgt seit Anfang April ein Millionenpublikum wie Heard und Depp über die Abgründe ihrer Beziehung und ihres Drogen- und Alkoholkonsums Auskunft geben (müssen). Findet dieser Prozess so viele Zuschauer, weil wir hier einen seltenen Blick hinter die Fassade eines einstigen Glamourpaares werfen können?
Oder ist es die Art des Auftritts dieser beiden Schauspieler? Beide scheinen sich der Wichtigkeit ihrer Performance im Gerichtssaal ja durchaus bewusst zu sein, sodass der Prozess zeitweise wie ein zynisches Realityformat wirkt.
Depp gibt den Jack Sparrow – den Hollywood-Dandy, dem man nicht böse sein kann, der die strengen Anwaltsfragen gerne mal mit einer hochgezogenen Augenbraue ironisch kommentiert. Amber Heard dagegen scheint angefasst, sie zeigt Gefühl, weint. Und entgegen ihrem Image als Sexsymbol tritt sie in hochgeschlossenen Blusen und ohne Lippenstift auf.

„Believe Women“?

Das Netz scheint sich dabei fast einig zu sein: Sie sei die Lügnerin, die Betrügerin, er der Held, der gegen den Rufmord kämpft. In Tausenden Kommentaren unter dem Livestream auf Youtube wird Heard ins Lächerliche gezogen, mehr als zwölf Milliarden Views hat der Hashtag #Justiceforjohnnydepp bereits auf TikTok.
Wir sprechen in diesem Podcast mit der Popkulturwissenschaftlerin Annekathrin Kohout über die Schlammschlacht zwischen Johnny Depp und Amber Heard: Kann sie den Prozess überhaupt gewinnen, wenn die öffentliche Meinung schon feststeht? Was ist aus „believe women“ geworden, einem der Grundsätze der MeToo-Bewegung? Und warum ist das Netz nicht in der Lage, die Ambivalenz dieser (möglicherweise) toxischen Beziehung der beiden Rechnung zu tragen?
(*) Redaktioneller Hinweis: In einer früheren Version des Artikels haben wir geschrieben, dass die Zeitung "The Sun" Depp nach der Veröffentlichung von Amber Heards Artikel einen "Frauenschläger" genannt hat. Tatsächlich erschien der Artikel in "The Sun" schon vor Heards Artikel.

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