Großmeister des Blues
Der Gitarrist und Sänger Johnny Winter ist mit 70 Jahren gestorben. Der Amerikaner war einer der profiliertesten Vertreter des klassischen Blues. Rock-Experte Uwe Wohlmacher mit einem Nachruf.
Der 1944 geborene Sänger und Gitarrist sei ein sehr vielfältiger Musiker gewesen, der alle Ecken des Blues ausgelotet habe, sagt Uwe Wohlmacher. Zudem war er äußerst fingerfertig. Muddy Waters soll einmal gesagt haben: "Wenn ich eine Minute gespielt habe, dann hat Johnny Winter schon acht gespielt."
Ein klassischer Bluesmusiker sei Johnny Winter nicht gewesen, meint Wohlmacher – schon allein, weil es sich um einen weißen Musiker handelte, der noch dazu an angeborenem Albinismus litt. Für die Blues-Szene war er aber doch von immenser Bedeutung, für die USA ähnlich wichtig wie für Großbritannien Jeff Beck, Eric Clapton oder Jimmy Page.
Wohlmacher: "Er spielte in den USA eine wirklich große Rolle als Initiator, dass sich junge Weiße wieder für den Blues interessierten, Ende der 60er-Jahre."
Doch in die Riege der Superstars hat es Winter trotz eines Platzes in der Blues Hall of Fame nie geschafft. Bei ihm gibt es keinen Welthit, den man zwangsläufig mit seinem Namen in Verbindung bringt. Es sind die Platten und Konzerte, die bei Winter stets wichtiger waren als die Singles.
"Im Umgang ein bisschen schwierig"
Wohlmacher: "Er war ein Album-Künstler und auch ein Live-Künstler – und im Umgang ein bisschen schwierig. Er hat oft die Begleitmusiker gewechselt, hatte keine feste Band."
Noch dazu hatte Winter lange mit Drogenproblemen zu kämpfen. Er trank und war heroinabhängig. "Mit dieser Gemengelage ist es dann auch schwierig, Star zu werden", sagt Wohlmacher.
Johnny Winter ist am 16. Juli 2014 in der Nähe von Zürich gestorben.